"Besteuert mich, aber dann müsst ihr mich finden"

Die griechischen Reeder machen sich vor der Wahl Sorgen, allerdings nicht allzu große...

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Grund sind Äußerungen von Alexis Tsipras, dem Chef des Linksbündnisses SYRIZA, das gute Aussichten hat, als Sieger aus den anstehenden Wahlen hervorzugehen: Tsipras will die Reeder stärker besteuern. Bislang müssen die Giganten der Handelsschiffahrt dank eines Gesetzes aus dem Jahr 1967 keine Steuern für Gewinne aus internationalen Geschäften abführen. Das soll den "762 Reedern, die über 3.325 Schiffe verfügen", nach Angaben des Finanznachrichtendienstes Bloomberg in den letzten zehn Jahren geschätzte 175 Milliarden Dollar an Steuerersparnis eingebracht haben.

Geld, das dem griechischen Staat gefehlt hat. Und dass Tsipras an neue Einnahmequellen denkt, ist angesichts der gegenwärtigen Krise nachvollziehbar. Die Reeder und die mit ihnen verbundene Geschäftswelt reagieren darauf mit Drohungen, wie sich deutlich in dem Bloomberg-Artikel zeigt (der sich auch in Kathimerini, einem griechischen Partnermedium der International Herald Tribune wiederfindet).

Es wäre ein leichtes für die Reedereien, ihren Hauptsitz zu verlegen, heißt es dort - mit der Folge, dass etwa ein Drittel der etwa 200.000 Menschen, die in der Handelsschiffahrt und damit verbundenen Industriezweigen und Geschäftsfelder beschäftigt sind, ihren Arbeitsplatz verlieren. Bislang liege die Arbeitslosigkeit in der Schiffs- und Werftindustrie bei 8 Prozent, sie könnte, wenn die Reeder nach Dubai oder Singapur umziehen, auf 20 bis 30 Prozent steigen, wird der Chef der griechischen Handelskammer ESEE, Vassilis Korkidis, zitiert.

"Wir können unsere Zentralen überall auf der Welt haben, so dass dem griechischen Staat ein paar Prozent des Bruttoinlandsprodukts verloren gehen würden", so Georgios Economou von der Reederei DryShips. Die griechischen Reeder seien gerade deshalb so erfolgreich, weil sich der Staat nicht in ihre Geschäfte einmische, lässt Michael Bodouroglou von Paragon Shipping verlauten. "Besteuert mich, aber dann müsst ihr mich finden", so der Reeder Victor Restis.

"You cannot squeeze and tackle a person that is in international shipping trade and finance and say, 'I will tax you. 'The answer is 'sure, tax me. Find me.'"

Vom griechischen Staat, dem sie manches Privileg verdanken, scheint man im Reeder-Milieu nicht viel zu halten, wie eine Aussage des griechischen Schiffsunternehmens StealthGas, Vafias verrät:

"Es wäre völliger Quatsch, wenn die Unternehmen selbst Steuern zahlen müssten. Es ist doch viel besser, dass wir mit unserem Geld Krankenhäuser und Schulen unterstützen. Dann kommt es wenigstens dort an, wo es hingehört und geht nicht an einen korrupten Staat."