Saudi-Arabien verschiebt Kreuzigung nach internationalem Protest

Die Geständnisse zum Tode verurteilter Räuber sollen teilweise durch Folter erpresst worden sein

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Gestern sollten in der saudi-arabischen Stadt Abha sieben Männer hingerichtet werden, denen mehrere bewaffnete Raubüberfälle auf Juweliergeschäfte vorgeworfen werden, die 2004 und 2005 stattfanden. Nachdem Amnesty International, Human Rights Watch und mehrere andere Organisationen den Fall weltweit bekannt machten, ordnete der königliche Statthalter der im Südwesten des Landes gelegenen Provinz Asir jedoch die Verschiebung der Hinrichtungen an.

Als international aufmerksamkeitstauglich hatten sich nicht nur Vorwürfe erwiesen, die Angeklagten hätten zum Teil keinen Rechtsbeistand bekommen, Geständnisse zur angeblichen Bewaffnung wären durch Folter erpresst und zwei der Beschuldigten seien zum Tatzeitpunkt minderjährig gewesen, sondern auch die für den Hauptbeschuldigten vorgesehene Hinrichtungsmethode: Er soll nicht (wie die sechs anderen) erschossen, sondern gekreuzigt werden. In der westlichen Welt wurde diese Strafe unter Konstantin dem Großen im Vierten Jahrhundert nach Christus aus Rücksichtnahme auf christliche Glaubensvorstellungen abgeschafft und durch das Töten mit einer so genannten "Furca", einer Würgegabel, ersetzt. Im wahabitischen Gottesstaat Saudi-Arabien kommt sie dagegen auch heute noch zum Einsatz.

Nun soll der saudische König Abdullah, der sich am Sonntag mit Familienangehörigen der sieben Verurteilten traf, persönlich die bereits 2009 gefällten Gerichtsentscheidungen überprüfen. Allerdings hatte Abdullah dem britischen Guardian zufolge die Todesurteil noch am Samstag ratifiziert und nach Abha zurückgeschickt. Landeskenner halten es deshalb möglich, dass er die Kreuzigung nur auf die Zeit nach dem christlichen Osterfest verschob, wenn es in westlichen Medien weniger Aufmerksamkeitspotenzial dafür gibt.