In Südkorea mussten zwei Reaktoren abgeschaltet werden

Tausende nicht-lizenzierter Teile waren in sie verbaut worden, die Regierung versucht, Sicherheitsbedenken in der Bevölkerung und bei potentiellen Käufern von Nukleartechnik zu zerstreuen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Südkorea ist trotz der Nähe zu Japan weiterhin Atomland. Im Land gibt es 23 Reaktoren, die 30 Prozent des Stroms erzeugen. Südkorea will weitere 16 Reaktoren bis 2030 bauen und die Technik auch weiter exportieren. Allerdings sorgte die Fukushima-Katastrophe auch in der Bevölkerung für Verunsicherung und einen wachsenden Widerstand gegen die Atomkraft. Dass die auch in Südkorea herrschende Atomlobby möglichst um Vertuschung von Sicherheitsproblemen bemüht ist, zeigte ein im Mai eingeleitetes Strafverfahren gegen 5 Ingenieure, die versucht haben sollen, einen potenziell gefährlichen Stromausfall im ältesten Reaktor des Landes, Gori-1, nicht zu melden.

Gestern mussten die zwei Reaktoren des AKW Yeonggwang abgeschaltet werden, weil Tausende von Teilen ersetzt werden müssen. Auch das wird das Vertrauen in die Betreiber der Atomkraftwerke nicht gerade erhöhen, denn in beide Reaktoren wurden Teile wie Stromschalter, Kühlsysteme oder Sicherungen eingesetzt, für keine Genehmigung vorgelegen hatte. Der für Energiepolitik zuständige Minister der Wissensökonomie Hong Suk-woo spielte den Vorfall herunter, Es habe sich nicht um entscheidende Teile gehandelt. Ernsthafte Sicherheitsbedenken wie die Möglichkeit des Austritts von radioaktiver Strahlung gäbe es nicht. Und es habe auch nichts mit den Pannen zu tun, wegen denen bereits im Laufe des Jahres neun Reaktoren vorübergehend abgeschaltet werden mussten. "Wir bedauern zutiefst, dass ein solcher Vorfall stattgefunden hat, sagte Hong, "aber ich weise erneut auf die Tatsache hin, dass es keine direkt Verbindung zur Sicherheit der Reaktoren gibt."

Die Regierung habe herausgefunden, dass acht Zulieferer nicht-lizenzierte Teile einschmuggeln konnten, indem sie erforderliche "Qualitätsgarantien" gefälscht hatten. Da es sich aber um fast 7.700 Teile in beiden Reaktoren des staatlichen Konzerns KHNP handelt, werden sie mindestens bis Januar ausgeschaltet bleiben müssen, was in der kalten Jahreszeit zu Stromengpässen führen wird, wie Hong erklärte. Man werde bis Mitte November einen Notfallplan zur Aufrechterhaltung der Energieversorgung ausarbeien, versprach er. Deutich wird aber auch die mangelnde Kontrolle. Schließlich haben die Zulieferer die Zertifikate seit 2003 unbemerkt fälschen können. Fast alle der 5.200 in fünf Reaktoren eingebauten Teile wurden angeblich in den beiden jetzt heruntergefahrenen Reaktoren verwendet.

Der Vorfall wird die Atomkraftgegner stärken und vermutlich das Geschäft mit dem Ausland nicht gerade beleben. Daher ist Hong bemüht, Interessenten zu beruhigen: "Die Regierung plant, die Bemühungen für den Export von Reaktoren zu verstärken", so Hong. "Die Regierung wird daher künftigen Käufern im Ausland schnell alle notwendigen und genauen Fakten präsentieren, um sicherzustellen, dass es keinerlei Zweifel an der Sicherheit der Reaktoren unseres Landes gibt." Auf der ASEM-Konferenz traf sich der südkoreanische Ministerpräsident mit seinen Kollegen aus Finnland, Bulgarien und Polen, um Kooperationen in Sachen Atomenergie zu vereinbaren. KHNP will in Finnland einen Reaktor bauen. Mit der Türkei wird im Rahmen eines 20-Milliarden-US-Dollar teuren Projekts über insgesamt vier Reaktoren über den Bau eines Reaktors verhandelt.