Gema sorgt für Ruhe

Der Aachener Weihnachtsmarkt findet dieses Jahr ohne Musik statt

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Mit Preiserhöhungen in Höhe von rund 200 Prozent lassen sich durchaus Anreize setzen. Das zeigt derzeit der Aachener Weihnachtsmarkt, dessen Veranstalter nach solch einer von der Verwertungsgesellschaft Gema vorgenommenen Steigerung in diesem Jahr auf musikalische Untermalung verzichten.

Das ist zwar möglicherweise nicht im Sinn der Rechteinhaber, deren leistungsloses Einkommen weniger wird, führte aber zu einen Effekt, den Georg Wilhelm Friedrich Hegel die „List der Vernunft“ nannte: Viele Besucher freuen sich nämlich offenbar über die ungewohnte Ruhe und äußern die Ansicht, dass Stille ein weitaus angemessener Soundtrack zur Adventszeit ist. Beschwerden gibt es allerdings von machen Händlern, die sich darüber beklagen, dass der Mangel an Muzak angeblich die Kauflaune dämpft.

Der unabsichtlich herbeigeführte Lärmbekämpfungseffekt könnte möglicherweise auch in anderem Bereichen für mehr Emissionsschutz sorgen: So bleibt beispielsweise unverständlich, warum die Halter bestimmter Automobiltypen nicht mit Gema-Forderungen bedacht werden, obwohl die daraus tönende Musik regelmäßig einer unbestimmte Menge von Fußgängern und Anwohnern vorgeführt wird - weshalb hier genau jene Voraussetzungen vorliegen, mit denen die Verwertungsgesellschaft von Schuhgeschäften und Friseursalons Geld verlangt.