Mehr Rechte für religiöse Eltern

Ein ägyptischer Professor fordert die weltweite Legalisierung der Mädchenbeschneidung

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Am 10. Oktober verabschiedete das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf zur Legalisierung der Beschneidung minderjähriger Knaben. Dem vorangegangen war ein Urteil des Landgerichts Köln, in dem festgestellt wurde, dass sich ein Arzt, der solche Eingriffe ohne medizinische Notwendigkeit durchführt, strafbar machen kann. Der Entwurf versucht durch die Verwendung des Wortes "Sohn" die Erlaubnis der Minderjährigenbeschneidung auf Jungen zu begrenzen.

Nun erregt der ägyptische Gynäkologe Mohamed Kandeel mit der Forderung Aufsehen, Elternrechte sollten weltweit so ausgedehnt werden, dass sie auch die Beschneidung ihrer Töchter umfassen. Der Professor an der Universität in Menofiya beginnt seine Argumentation dafür mit der Behauptung, es gebe lediglich "unzureichende Beweise", dass eine Beschneidung nach "Typ I" (bei der die Klitorisvorhaut und/oder die Klitoris entfernt wird) eine "schädliche Prozedur" ist, wenn sie "von erfahrenem Personal in einer passenden Einrichtung mit Vorrichtungen zur Schmerzkontrolle und zur Narkose durchgeführt wird".

Medizinische Erkenntnisse über die Funktion der Klitoris und die Nervenkonzentration in dem entfernten Gewebe sieht der Sunnit durch Interviews infrage gestellt, in denen beschnittene Frauen behaupten, sie würden beim Geschlechtsakt subjektiv noch etwas empfinden. Und weil es Personen gibt, die ihre Töchter aus religiösen Gründen beschneiden (und die zur Begründung dieses Brauchs Hadithe heranziehen), hält Kandeel die weltweite Erlaubnis solch einer Praxis für "logisch".

Die Beschneidung von Mädchen ist vor allem in Afrika nördlich des Kongo verbreitet und wird dort offensiv verteidigt. Aber auch in westlichen Ländern gibt es extreme Kulturrelativisten, die die Schädlichkeit der Entfernung von Teilen der Vagina für nicht ausreichend untersucht halten und Verbote als "imperialistische Einmischung" ablehnen. Sie heben hervor, dass es vor allem Frauen sind, die Beschneidungen durchführen, und zitieren Umfragen, nach denen Betroffene den Eingriff nicht als Nachteil, sondern als "Vervollständigung" empfinden.