Stephen King schreibt Horror für Republikaner und FDP

Der Schriftsteller ruft dazu auf, ihn und andere Reiche deutlich stärker zu besteuern

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Stephen King ist ein Horrorschriftsteller, der von dem Talent lebt, in amerikanische Idyllen das Grauen hereinbrechen zu lassen. Das gelingt ihm auch in seinem neusten Werk, dem offenen Brief "Tax Me, for F@%&’s Sake!", den er zur kostenlosen Einsicht in der Internetzeitung The Daily Beast veröffentlichte. In ihm fordert der Erbe H.P. Lovecrafts US-Politiker explizit dazu auf, ihn und andere Reiche stärker zu besteuern.

Die Idee dazu lieferten dem 64-Jährigen mehrere Leser aus Florida, die mit Unmutsbekundungen reagierten, als King sich bei einer Veranstaltung fragte, warum er nur etwa 28 und nicht 50 Prozent Steuern auf sein Einkommen zahlt. Ähnlich wie der republikanische Gouverneur Chris Christie, der den Finanzinvestor Warren Buffett kritisiert hatte, weil der öffentlich machte, dass sein Privatsekretär prozentual höhere Steuern zahlt als er selbst, meinten sie, der Schriftsteller solle zu dieser Frage den Mund halten und einfach freiwillig mehr zahlen.

Dem entgegnet King, dass er viele reiche Leute vom direkten Umgang her kenne – und die meisten davon würden sich seiner Einschätzung nach eher ihre Penisse mit Feuerzeugbenzin einschmieren und mit seinem brennenden Streichholz in der Hand das Trammps-Stück Disco Inferno aufführen, bevor sie auch nur einen Cent mehr an Steuern zahlen. Auch Spenden für Bibliotheken und andere öffentliche Einrichtungen sind seinen Beobachtungen nach die Ausnahme und nicht die Regel. Zudem würden beispielsweise die Koch-Brüder nur für Stiftungen Geld ausgeben, die ihren eigenen Interessen förderlich sind.

Dass konservative Politiker und Wähler solche Leute anhimmeln "wie Teenagermädchen Justin Bieber" liegt der Ansicht des Bestseller-Autors nach aber weniger an direkter Einflussnahme als an der Vorstellung, dass jeder Amerikaner so reich werden könne. Doch dadurch, dass Reiche weit weniger Steuern zahlen als dies früher der Fall war, blockierten sie immer stärker die Aufwärtsmobilität in den USA. Deshalb verhielten sie sich "unamerikanisch" und beförderten einen Zerfall des Landes, der sich in ihrer Reaktion auf die Occupy-Proteste ankündigte. Die hat King zufolge ihre historischen Vorbilder in Marie Antoinette und der Dickens-Figur Ebenezer Scrooge, was ihn vermuten lässt, dass die Reichen einmal ihren Kopf verlieren könnten, wenn sie nicht auf den Rat eines wohlmeinenden Geistes hören.