IEA-Chefökonom: "Peak Oil" kommt 2020

Die International Energy Agency (IEA) nennt erstmals einen Zeitpunkt für das Maximum der globalen Rohölförderung.

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Der Begriff "Peak Oil" war bisher nur außerhalb des offiziellen Mainstream ein Thema. Kritiker der globalen Wirtschaftsverfassung monieren schon lange und recht lautstark, dass der unglaubliche Aufschwung der westlichen Industriestaaten (zu dessen Kernelementen die Motorisierung der Massen gehört) in den letzten hundert Jahren vor allem auf der Ausbeutung von Erdölreserven basiert, die zwangsläufig endlich sind.

Tatsächlich ist die globale Rohölförderung im Gleichschritt mit dem weltweiten Wirtschaftswachstum stetig angestiegen. Da die großen Ölfelder inzwischen aber langsam zur Neige gehen, sollte irgendwann ein Fördermaximum erreicht werden, ab dem die neu erschlossenen Ölquellen nicht mehr ausreichen, um die Gesamtproduktion zu steigern. Die weltweite Förderung würde also zurückgehen, was in den USA Anfang der 1970er Jahre der Fall war und von einigen Experten genau zum jetzigen Zeitpunkt für die ganze Welt befürchtet wird.

So plausibel derartige Befürchtungen auch sind, so sehr wurden sie von den offiziellen Institutionen bisher aber ignoriert und in den Bereich der Verschwörungstheorien verwiesen ( Spielt die Internationale Energieagentur "Peak Oil" herunter?). Jetzt hat laut Economist aber auch Fatih Birol, der Chefökonmom der IEA, der meistrespektierten internationalen Agentur für Energiefragen, das Maximum der “konventionellen Erdölproduktion” mit 2020 angegeben, was fast so etwas wie einen Paradigmenwechsel darstellt.

Sollten die Klimaschutzmaßnahmen nicht zu einem weltweiten Abgehen von der Ölwirtschaft führen, hätte „Peak Oil“ jedenfalls dramatische Folgen für den Ölpreis und die Weltkonjunktur, ganz zu schweigen davon, dass auch die gesamte Kunststoffchemie weitgehend vom Rohöl abhängt.

Das globale Produktionssystem innerhalb von zehn Jahren auf "Peak Oil" einzustellen, dürfte massive Anstrengungen verlangen, die global koordiniert werden müssten. Insofern dürfte die Warnung der IEA nicht ganz zufällig während des laufenden Klimagipfels erfolgt sein