Unser Sonnensystem könnte außergewöhnlich sein

Kleinere, für Leben geeignete Planeten könnten bei der Bildung von Planetensystemen herausgeschleudert werden

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Unser Sonnensystem ist womöglich außerordentlich harmonisch. Die Planeten bewegen sich in derselben Richtung wie alle anderen um die Sonne, die sich auch in diese Richtung bewegt. Zudem umkreisen sie die Sonne fast kreisförmig und sind in etwa um den Sonnenäquator angeordnet. Das sieht in anderen Planetensystemen anders aus, zumal bei entstehenden Planetensystemen, die durch den Zusammenprall mit umhertreibender Materie umgetrieben werden. Das kann zu Systemen führen, in denen kleinere Planeten, auf denen es potenziell Leben könnte, gewissermaßen ausgeworfen werden, wie britische und deutsche Astronomen in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society schreiben.

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30 protoplanetare Scheiben. Bild: NASA/ESA and L. Ricci (ESO)

In manchen Planetensystemen bewegen sich die Planeten gegensätzlich zur Umdrehung der Sonnen. Die Astronomen glauben, nun eine Erklärung für die unterschiedlichen Systeme gefunden zu haben. Unser Sonnensystem ist vermutlich vor 4,6 Milliarden Jahre aus einer Wolke von Gas und Staub entstanden, aus der unter dem Einfluss der Schwerkraft eine sich drehende Scheibe entstanden ist. Aus dieser protoplanetaren Scheibe haben sich vermutlich die Planeten aus Materialklumpen gebildet, deren Umlaufbahn deswegen auch parallel zum Zentralgestirn verläuft. Aber Planetensysteme können sich auch anders bilden, nämlich wenn in die protoplanetare Scheibe zusätzlich eine weitere Staub- und Gaswolke eintritt, wodurch die Scheibe und die Umlaufbahnen verändert werden. Das könnte nach Ansicht der Astronomen sehr häufig vorkommen, da sich Planetensysteme meist in Sternhaufen bilden und die Sterne nicht weit voneinander entfernt sind.

Nach Computersimulationen kann der Eintritt von zusätzlichem Material in eine protoplanetare Scheibe dazu führen, dass diese sich entgegensetzt zum Zentralgestirn bewegt. Überdies führt der Zusammenprall dazu, dass sich die innere Region der Scheibe verdichtet, wodurch sich die Planetenbildung beschleunigen könnte, aber sich auch ein instabiles System herausbildet. In diesem würden die kleineren Planeten nach und nach ausgestoßen werden. Übrig blieben wenige Jupiter-ähnliche heiße Welten, die sich sehr eng um ihren Stern bewegen.

Wenn, wie bei unserem Sonnensystem wahrscheinlich, nur wenig weiteres Material eingedrungen ist, dann würde sich auch die Neigung der Planeten nur wenig verändern und eine stabile Ordnung gewahrt werden. Falls es anders verlaufen wäre, würde die Erde vermutlich ausgestoßen worden sein, wobei dann natürlich auch kein Leben auf ihr mehr hätte entstehen können. Das Modell könnte erklären, warum stabile Planetensysteme mit bewohnbaren Planeten vielleicht doch relativ selten sind und welche Bedingungen vorhanden sein müssen, dass stabile Planetensysteme entstehen können.