Yahoo! Da wird mich geholfen

Neben der Spur

Update: Es scheint nicht wahr zu sein, dass Yahoo! im Iran gefährliche Amtshilfe mit der Weitergabe von Userdaten leistet.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Natürlich dementiert Yahoo! umgehend. Das seien alles falsche Anschuldigungen. Einem Report von Richard Koman gemäss hat sich das Portal dazu hinreissen lassen, iranischen Regierungsstellen 200.000 Namen von Yahoo-Nutzern zu übergeben. Dahinter stecke ein Deal: Scheinbar habe während der Unruhen eine Blockade von Yahoo-Seiten stattgefunden. Iranische Nutzer konnten auch Google nicht erreichen. Um diesen Zustand aufzuheben, habe man sich mit staatlichen Stellen getroffen und sei dann im Laufe der Sitzung zur Herausgabe von 200.000 Adressen gezwungen worden.

Sicher nicht, um regierungsfreundliche Spam-Mails zu schicken.

Warum das alles? Fürchtet man um den sicherlich gigantischen Werbemarkt für Yahoo im Mittleren Osten? Trägt das zur Vertrauensbildung bei iranischen Nutzern bei, wenn sie wissen: Hach, der Staat und Yahoo! arbeiten zusammen. Dann kann mir sicher kein Schelm mehr über einen Yahoo!-Account unterkommen.

Es ist die Frage, ob man akzeptieren will, dass eventuell Amtshilfe für Todesurteile gegen "Dissidenten" geleistet werden könnte. Und ob man akzeptieren will, dass Nutzer entanonymisiert werden, weil weltweit agierende Konzerne aus finanziellen Interessen lieber nicht mit regionalen Machthabern kollidieren wollen.

Es bleibt zu hoffen, dass die wirklich findigen Regimegegner sich lieber mit unauffälligen Nischenanbietern von Webmails eingedeckt haben oder die Finger von Emails mit sensiblen Inhalten lassen. Grösse schützt hier sicher nicht. Oder Yahoo! hat Recht und würde so etwas nie tun, weil man die Vorsichtsmassnahmen von Google teilt. Es geht um die Freiheit und Unversehrtheit anderer.

Update: Beim Schreiben des Blogs war die Story noch nicht widerrufen. Zur Richtigstellung veröffentlichen wir hier die Mail von Yahoo! und bitten um Entschuldigung - Harald Taglinger und die Redaktion..

Von: Judith Sterl Datum: 13. Oktober 2009 08:46:25 MESZ An: "harald@taglinger.de" Betreff: Ihr Beitrag zu Yahoo! auf Telepolis

Hallo Herr Taglinger,

recht überrascht habe ich heute Ihren Beitrag zum Thema Yahoo! und Iran gelesen

http://www.heise.de/tp/blogs/4/146321

Es gibt längst eine offizielle Entschuldigung von ZDNet, denn die Behauptungen sind unwahr.

ZDNET: Retraction Oct 9: Yahoo and Iran Posted by Larry Dignan http://blogs.zdnet.com/BTL/?p=25745 Overnight one of our bloggers, Richard Koman, reported that Yahoo handed over user names to the Iranian government. We’re retracting the blog post. Here’s what went wrong.

First, the post was based on a single source who had a clear agenda. That source wasn’t properly filtered and his charges weren’t verifiable by credible sources.Second, we never called Yahoo to verify the report or get an appropriate response. Blog networks still need to follow journalism 101 and Yahoo should have been called. In summary, our checks and balances went awry. We put a lot of trust in our bloggers to get it right and frankly we let you down with this report.The chain of events can be found on the post, but we wanted to do a separate item for the record. My apologies again and we will be taking corrective measures to prevent his breakdown.

http://government.zdnet.com/?p=5547&tag=col1;post-25745

Mit besten Grüßen,

Judith Sterl