Fukushima: Folienzelt für Reaktorruine

Plastikfolie soll Ausbreitung radioaktiver Partikel verhindern

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Am zerstörten Reaktorblock 1 in Fukushima haben die Arbeiten für eine Schutzhülle begonnen. Anders als in Tschernobyl wird keine Hallenkonstruktion aus Stahl und Beton errichtet. Die Japaner setzen statt dessen auf Plastikfolien. Damit ist natürlich kein langfristiger Schutz der Umwelt vor einer weiteren Ausbreitung der Radioaktivität möglich. Sven Dokter von der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit sieht die Entscheidung für den Bau des Folienzeltes denn auch als dem Zeitdruck geschuldet.

Es gehe kurzfristig erst einmal darum zu verhindern, dass weiter radioaktive Partikel in die Umwelt gelangen können. Dazu sei eine dichte Folienkonstruktion als Zwischenlösung durchaus sinnvoll. Eine Abschirmung gegen radioaktive Direktstrahlung sei dagegen nicht das Ziel der Folienkonstruktion.

Die Taz berichtet vom Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Informationspolitik der japanischen Regierungsstellen und von der Gründung der Bürgerinititative Citizens Radioactivity Measuring Station (CRMS). Sie hat sich organisiert, um die Strahlenbelastung der Region selbst zu messen und die Bevölkerung unabhängig von den japanischen Regierungsstellen zu informieren.

Zusammen mit der Ärzteorganisation IPPNW und der Gesellschaft für Strahlenschutz kritisieren sie die ihrer Auffassung nach zu hoch angesetzten Grenzwerte. Danach soll selbst eine durch die zerstörten Reaktoren verursachte Strahlendosis von 20 Millisievert pro Jahr für Kinder noch unbedenklich sein - 100 Millisievert lösten aber statistisch gesehen bereits bei einem Prozent der Bevölkerung Krebs aus.

In Deutschland liegt der Grenzwert bei einem Millisievert und die jährliche Belastung je Bundesbürger durch natürliche und künstliche Strahlen bei durchschnittlich 3,9 Millisievert pro Jahr. Das japanische Kabinett reagierte mittlerweile auf die zunehmende Kritik an der Informationspolitik der Atomaufsichtsbehörde. Sie war bisher eine Abteilung des atomindustriefreundlichen Handelsministeriums und wird jetzt dem Umweltministerium unterstellt.