In Japan ist jetzt nur noch ein Reaktor in Betrieb

Die Regierung bemüht sich, die Genehmigung für das Wiederanfahren von Reaktoren zu erhalten, doch die Widerstände sich noch groß

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Vermutlich hatte Japan noch Glück, dass am 11. März 2011 während des schweren Erdbebens und des nachfolgenden Tsunamis nur 37 der 54 Reaktoren in Betrieb waren. Seitdem sind nach und nach alle Reaktoren aufgrund routinemäßiger Inspektionen abgeschaltet worden. Nun ist nur noch ein einziger am Netz, nachdem auch der letzte von Tepco betriebene Reaktor im AKW Kasiwazaki-Kariwa zur Inspektion abgeschaltet werden musste.

Trotz Drängens der Regierung zögern die Lokalregierungen die Genehmigung hinaus, sie wieder ans Netz zu lassen. Die japanische Atom- und Industriesicherheitsbehörde (NISA) hat nun die Ergebnisse des im Oktober letzten Jahres durchgeführten Stresstests für 16 Reaktoren erhalten und zwei Reaktoren des AKW Ohi für sicher erklärt. Der Regierungschef Noda wird dies nutzen, um die Genehmigung der lokalen Behörden zu erhalten und so einen Durchbruch zu erzielen. Allerdings fordern die lokalen Behörden neue Sicherheitsstandards, bevor sie über eine Genehmigung entscheiden. Während große Teile der Bevölkerung der Atomenergie nun skeptisch gegenüberstehen, gibt es in der Regierung noch ausreichend Befürworter, die eine radikale Energiewende lieber hinauszögern würden.

Allerdings fordert die Atomschutzbehörde (NSC) einen weiteren Stresstest, der prüfen soll, ob die AKWs auch für schwere Unfälle wie eine Kernschmelze ausgelegt sind. Die hat sich immerhin in drei der Reaktoren in Fukushima 1 ereignet. Um die Probleme zwischen den beiden Behörden zu lösen, will die Regierung diese verschmelzen. Die Absicht ist klar, die Oppositionsparteien legen sich bislang quer. Ungelöst könnte die Frage nach einem Wiederanfahren von Reaktoren bis Juli sein. Dann ist auch der letzte Reaktor abgeschaltet und wird der Bericht des Regierungsausschusses zur Untersuchung des Fukushima-Unfalls veröffentlicht. Da wird es dann nicht nur darum geht, wie dieser hat geschehen können, sondern auch, wie die Sicherheit eines AKWs beurteilt werden kann.