Neues von der zuverlässigen Atomkraft

Im AKW Gundremmingen musste mal eben ein Block mit einer Leistung von 1344 Megawatt vom Netz genommen werden

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Alle Jahre wieder. Der Block C des bayerischen AKW Gundremmingen musste am Montag wegen eines Lecks außerplanmäßig heruntergefahren werden, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

"Grund für den Stillstand ist eine Tropfleckage an einem Messstutzen unterhalb des Reaktordruckbehälters. ... Eine Gefährdung des Personals und der Umgebung war mit dem Ereignis nicht verbunden", heißt es in einer Erklärung des Betreibers.

Ob man diesen dürren Worten ohne weiteres glauben sollte? Immerhin ist das Leck am Primärkreislauf aufgetreten, das heißt, das Wasser ist hochgradig kontaminiert. Da hätten wir schon ganz gerne gewusst, wie viel Wasser da raus getropft oder gespritzt ist, und was mit ihm geschehen ist. Auch wäre es vom Interesse, weshalb da ein Bauteil undicht wurde.

Immerhin steht der Primärkreisklauf unter einem Druck von 70 Bar und das Wasser hat eine Temperatur von 200 Grad Celsius, worauf Raimund Kamm vom Forum "Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik" hinweist. Eigentümer des Kraftwerks sind die beiden marktbeherrschenden Energiekonzerne RWE (75 Prozent) und E.on (25 Prozent).

Vor ziemlich genau einem Jahr war der 1344-Megawatt-Reaktor schon einmal ohne Vorankündigung vom Netz gegangen. Seinerzeit kam es zu Engpässen im Netz, woraufhin die Erneuerbaren für die Situation verantwortlich gemacht wurden. Die meisten Berichte der Medien ließen das ausgefallene AKW unerwähnt und machten stattdessen den partiellen Atomausstieg dafür verantwortlich, dass einige ziemlich teure Kraftwerke der Kaltreserve angeworfen wurden.

Tatsächlich hatte es aber seinerzeit reichlich Windstrom gegeben, wie übrigens auch in den letzten Tagen. Außerdem hatte E.on darauf verzichtet, einige seiner süddeutschen Gaskraftwerke hochzufahren, die 2011 die meiste Zeit stillstanden. Lohnt sich nicht, hatte man im Konzern offensichtlich gemeint, denn die alten Gaskraftwerke sind nach dem gegenwärtigen Geschäftsmodell kaum noch profitabel. Den teuren Strom der Kaltreserve kann man sich hingegen von den Stromkunden bezahlen lassen. Außerdem ließ sich mit dem Vorfall so ein wenig Stimmung machen (siehe auch Einsatz der Kaltreserve war vermutlich überflüssig).