Fukushima: Seit Mai 2011 floss mit 30 Billionen Becquerel Cäsium und Strontium kontaminiertes Wasser ins Meer

Zwei weitere leckende Tanks entdeckt, Atomaufsichtsbehörde wirft Tepco fehlende Kontrollen der Wassertanks vor

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Tepco, der Betreiberkonzern des havarierten, 40 Jahre alten AKW Fukushima, schätzt, dass seit Mai 2011 Wasser in das Meer abgeflossen ist, das mit insgesamt 20 Billionen Becquerel Cäsium-137 und 10 Billionen Becquerel Strontium radioaktiv belastet war.

Bekanntlich fließen mindestens 300 Tonnen täglich teil hoch radioaktiv belastetes Grundwasser in das Meer ( Fukushima und das ungelöste Wasserproblem), aus einem leckenden Tank sind 300 Tonnen ausgetreten, wie am Montag bemerkt wurde. Die Atomaufsichtsbehörde hatte den Vorfall als ernst eingestuft (INES 3). Das aus dem Tank ausgetretene Wasser war zwar schon gefiltert worden, es wurde aber nur Cäsium entfernt, während Tritium und andere radioaktive Substanzen weiterhin enthalten waren. Ursprünglich sagte Tepco, das ausgetretene Wasser habe das Meer nicht erreicht, am Mittwoch wurde jedoch in einer unbedeckten Drainage Wasser entdeckt, das mit 6 MilliSievert pro Stunde belastet ins Meer gelangte.

Inzwischen musste Tepco auch melden, dass vermutlich zwei weitere Tanks lecken. An den Nähten, mit denen die Stahlröhren der Tanks verbunden sind, wurde eine Belastung von 100 MilliSievert pro Stunde gemessen. Von den provisorischen Tanks, die jweils 1000 Tonnen Wasser fassen, gibt es insgesamt 350 auf dem Gelände des AKW, 300 sind gefüllt. Es muss mit weiteren Lecks gerechnet werden. Während der Konzern behauptet, dass vom zuerst entdeckten Tank vermutlich während eines Monats täglich 10 Tonnen ausgelaufen seien, bezweifelt die Atomaufsichtsbehörde diese Darstellung und erklärte, dass dies über den langen Zeitraum hätte bemerkt werden müssen. Oder hatte es Tepco nicht gemeldet? Die Atomaufsichtsbehörde ist jedenfalls der Meinung, dass die Wassertanks nicht ausreichend kontrolliert worden seien. Es würden auch keine Aufzeichnungen über Inspektionen vorliegen.

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Tepco lässt nun die Tanks überprüfen. Bild: Tepco

Das insgesamt mit 30 Billionen Becquerel belastete Wasser, das ins Meer floss, kann nach Tepco nicht alleine durch das Grundwasser erklärt werden. Die drei Reaktoren, bei denen sich eine Kernschmelze ereignet hatte, müssen weiterhin mit Wasser gekühlt werden, das sich dadurch hoch radioaktiv anreichert und in die provisorischen Tanks abgepumpt wird, aber auch in das Untergeschoss der Reaktorgebäude abläuft, aus den Gebäuden leckt und sich in den zahlreichen Gräben, die zum Meer führen, mit dem Grundwasser mischt. 30 Billionen Becquerel sind hundertmal so viel, wie aus dem AKW vor dem Unglück jährlich ins Meer gelangen durfte. Vorkehrungen haben bislang nicht geholfen, den Einfluss zu stoppen, zumal auch dann das Problem ungelöst bliebe, was mit dem kontaminierten Wasser geschehen soll.

Fischereikooperativen in Fukushima haben angekündigt, wegen der hohen radioaktiven Belastung die Fischerei wieder auf unbegrenzte Zeit einzustellen. Die Regierung wird aufgefordert, umgehend etwas zu unternehmen, um den weiteren Einfluss ins Meer zu stoppen. Es ist allerdings sowieso die Frage, wer Fisch aus Fukushima kaufen würde.