Ist die Besteuerung von Solarien rassistisch?

Zur Finanzierung der Gesundheitsreform und zur Senkung des Risikos, an Hautkrebs zu erkranken, wurde in den USA beschlossen, Solarien stärker zu besteuern

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Um die Gesundheitsreform zu finanzieren, wurde auch beschlossen, eine so genannte tan tax einzuführen. Bräunungsstudios müssen seit 1. Juli auf jede Serviceleistung 10 Prozent aufschlagen und diesen Betrag an den Staat abführen. Die tan tax ist die erste Steuererhöhung, die wegen der Gesundheitsreform erhoben wird. Einbringen soll das 2,7 Milliarden US-Dollar in einem Zeitraum von 10 Jahren. Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein von den geschätzten Kosten von 940 Milliarden für die Gesundheitsreform.

Natürlich klagen die Besitzer der mehr als 20.000 Bräunungsstudios, dass sie über Gebühr belastet würden und dass die Steuererhöhung zu Pleiten und zu Verlusten von Arbeitsplätzen führen werde. Schon jetzt seien die Umsätze wegen der Wirtschaftskrise eingebrochen. Auch Gegner der Gesundheitsreform, die auch ObamaCare genannt wird, wie der republikanische Abgeordnete Tom Graves geißeln die Maßnahme, weil sie sich gegen kleine Unternehmen richtet, die überdies vor allem von Frauen betrieben würden.

Frauen sind auch die wichtigsten Kunden der Bräunungsstudios, für die nun die Pflege ihrer "Schönheit" durch das Aussetzen ihrer Körper an die künstliche UV-Strahlung entsprechend teurer wird. Der Gesetzgeber hatte allerdings bei dieser Steuer auch im Hinterkopf, dass die Bräunung im Solarium bekanntlich gefährlich ist und zu Hautkrebs führen kann, der sich in den USA wie in anderen Ländern ausbreitet. Das Risiko steigt ganz erheblich, vor allem bei jungen Menschen, weswegen diese bereits in 32 Bundesstaaten eine Genehmigung der Eltern beibringen müssen, in New York wird überlegt, wie in Deutschland ein Verbot für Minderjährige einzuführen. Manche Forscher vermuten, dass das Bräunen in Solarien möglicherweise auch für manche Menschen eine Sucht darstellen könnte.

Die Vorstellung, dass braune Körper schöner sind als blasse, betrifft allerdings nur die "Weißen". Und just das hat bei einigen konservativen Weißen zu einem Aufschrei geführt, die die Steuer auf Solarien als "umgekehrten Rassismus" und als diskriminierend für den weißen Bevölkerungsteil bezeichnen. Der bekannte rechte Radiomoderator Rush Limbaugh sprach auch von einer "kaukasischen Steuer".

Die Washington Post hat Randall Kennedy von der Harvard Law School befragt, ob die tan tax gegen den Gleichheitsgrundsatz der Verfassung verstoßen könnte. Der weist diese Möglichkeit zurück, weil ein möglicher Kläger beweisen müsste, dass die Regierung damit die Benachteiligung einer bestimmten Gruppe beabsichtigt hat. Das müsste durch Äußerungen von den Verantwortlichen belegt werden.

Usprünglich war allerdings eine nicht auf Weiße alleine angelegte 5-prozentige Besteuerung von schönheitschirurgischen Eingriffen, auch Botox tx genannt, geplant. Das hätte mehr Geld eingebracht, aber auch mehr Konflikte mit sich gebracht, weswegen sich hier die stärkere Lobby durchsetzen konnte und stattdessen die tan tax ins Spiel kam. Der Botox-Hersteller Allergan hatte letzten Jahr auch eine Kampagne gestartet, in der er die Steuer als "Steuer auf Selbstverbesserung" und auf "medizinische Innovationen" bezeichnete. Die Schönheitschirurgen wiederum führten an, dass man damit vor allem arbeitende Frauen aus dem Mittelstand treffe.