Kombikraftwerk II: Abschied von der Grundlast

Netzstabilität mit 100 % Erneuerbaren Energien

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Damit bis zum Jahr 2050 eine Stromversorgung aus 100% Erneuerbaren Energien realisiert ist, muss die Betriebsart der Stromnetze umgebaut werden. Vor allem die Großkraftwerke blockieren aber zunehmend die Netzkapazität. Ihre Aufgabe der Netzstabilisierung muss in Zukunft von den erneuerbar betriebenen Kraftwerken und leistungsfähigen Stromspeichern übernommen werden.

Neue Windkraftwerke und erste Solarwechselrichter sind deshalb in der Lage, nicht nur Strom zu liefern, sondern auch sogenannte " Systemdienstleistungen" zu übernehmen. Sie sind blindleistungsfähig und halten die Netzstabilität ohne die bisherigen zentralen Taktgeber, die Großkraftwerke, aufrecht.

Bisher sind dafür noch die großen Kohle- und Kernkraftwerke zuständig. Als unerwünschten Nebeneffekt blockieren sie aber die Kapazität der Netze. Denn sie sind träge und nicht beliebig herunterzuregeln, ohne dass "die Flamme" ausgeht. So produzieren sie aus Selbstzweck "Grundlast", so dass es für mehr erneuerbaren Strom eng wird im Netz. Die bisherigen Netzausbaupläne favorisieren deshalb auch Fernleitungen, die den neuen Erneuerbaren Strom abtransportieren, damit die alten Kraftwerke weiter wie bisher laufen können.

Dass eine sichere Stromversorgung allein mit Erneuerbaren Energien in Deutschland machbar ist, zeigt das " Kombikraftwerk II" ein Projekt unter Koordinierung des Fraunhofer Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik. Wind-, Biogas- und Solarkraftwerke werden dabei so verknüpft und gesteuert, dass sie neben dem Lastgang nun auch die Systemdienstleistungen übernehemen und so die Netzstabilität ganz ohne zentrale Kraftwerke aufrechterhalten. Beim Vorgängerprojekt "Kombikraftwerk I" war es 2007 noch darum gegangen, eine bedarfsgerechte Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien nachzuweisen. Kombikraftwerk II richtet den Fokus jetzt auf die System- und Netzintegration - und damit perspektivisch auf die Ablösung der konventionellen Großkraftwerke.

Tagesgang.png

Bild: Blockade des Stromnetzes durch den überkommenen Kraftwerkspark / Wikipedia