Windenergie in Europa: Vor unruhigen Zeiten

Ausbau 2012 auf hohem Niveau. Industrievertreter erwarten für 2013 und 2014 Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Belgien denkt über ein neuartiges Pumpspeicherwerk nach

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Die Europäische Windenergie-Assoziation hat ihre Jahresbilanz vorgelegt. Demnach sind im vergangenen Jahr Anlagen mit einer Leistung von 11,566 Gigawatt (GW) in Betrieb gegangen. Insgesamt sind damit in den 27 Mitgliedsländern rund 105,7 GW installiert. Am meisten neue Wind-Leistung kam mit 2,44 GW in Deutschland hinzu, gefolgt von Großbritannien (1,9), Italien (1,3) und Spanien (1,1). In Sachen Bestand ist Deutschland mit inzwischen 31,3 GW in Europa nach wie vor führend. Zweiter ist Spanien mit 22,8 GW. Weit dahinter folgen Italien und Großbritannien, die beide etwas über acht GW installiert haben. Unter den EU-Beitrittskandidaten hat die Türkei die am weitesten entwickelte Windkraftindustrie. Dort drehen sich Windräder mit einer Leistung von 2,3 GW.

Für 2013 und 2014 rechnet der Verband mit weniger guten Jahren. Die 2012 fertiggestellten Projekte seien vor Ausbruch der europäischen Krise geplant und finanziert worden. Die Installationszahlen würden zwar bereits etwas hinter den Nationalen Aktionsplänen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien zurückbleiben, aber der langfristige Trend gehe eindeutig weg von Kohle, Öl und Atomkraft. Seit dem Jahre 2000 hätten in der EU die Erneuerbaren 51,2 Prozent der neue Leistung gestellt und Gaskraftwerke weitere 40 Prozent.

Derweil macht man sich in Belgien Gedanken über Energiespeicher der besonderen Art. Im Gespräch ist an ein künstliches Atoll vor der Küste, das als Pumpspeicherwerk für Windstrom dienen könnte. Dafür müssten einige Dutzend Quadratkilometer des flachen Küstengewässers mit einem Deich eingefasst werden. Das auf diese Art entstehende Becken könnte mit überschüssiger Energie abgepumpt werden, zum Beispiel wenn Nachts oder am Wochenende viel Wind weht. Zu Zeiten des Spitzenbedarfs kann das Wasser dann zurückfließen und dabei Turbinen antreiben. In den Niederlanden werden entsprechende Konzepte bereits seit einer Weile diskutiert, und in Belgien soll nun die Machbarkeit konkret unter die Lupe genommen werden. Ein Problem wäre sicherlich, die Korrosion durch das Meerwasser an den Turbinen in den Griff zu bekommen.