Hurrah, bald neue Zuverdienstmöglichkeiten für ALG II-Empfänger?

Außer Kontrolle

Motivation ist alles. Und daran fehlt es, denn noch immer schaukeln ALG II-Empfänger wahlweise in der kompletten oder in der 400-Euro-Hängematte. Zeit, sie stärker zur Aufnahme einer Vollzeittätigkeit zu motivieren.

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Es ist aber auch ein Elend - schon jetzt laufen Horden von unästhetisch gekleideten Menschen zum Kreditverleiher ihrer Wahl oder gleich zur Tanke um die Ecke, frenetisch feiern sie die ab Januar voraussichtlich stattfindende Erhöhung ihres umfangreichen Subventionierungsangebotes namens ALG II. Sicher, es gibt weniger für Alk und Tabak, aber dafür gibt es doch 5 Euro mehr und 2,99 davon für Mineralwasser - das ist Anlass genug zur Freude. Darauf ein Blechdöschen voller Behaglichkeit.

Ja, die traurige Wirklichkeit ist, dass die arbeitsunwilligen Schwärme auch weiterhin die noch nicht wärmegedämmten Wohnungen besiedeln und dort Orgien der spätrömischen Dekadenz feiern, sich die auf Kosten der Leistungsträger genehmigten Weintrauben von spärlich bekleideten 1-Euro-Damen aus Brasilien (ach nein, das war jemand anderes, entschuldigung)... also, kurz gesagt: trotz all der guten Vorschläge in Bezug auf Lohnabstandsgebot etc. gibt es keine Motivation für die vielen faulen "Hartzies", sich doch endlich eine Vollzeitstelle zu suchen, stattdessen suchen sie ihr Heil im Zuverdienst.

Aber damit soll jetzt Schluss sein, denn die FDP setzt auf Motivationsspritzen durch Zuverdienstregelungen, die die jetzigen ersetzen sollen. Schluss mit dem Müßiggang, im 400-Euro-Job, jetzt geht es mit Schwung zum 400-1000-Euro-Job, denn der steht ja dauernd vor der Tür und will hereingelassen werden, wird aber vom in den 160 Euro Zuverdienst schwelgenden ALG IIler stets abgewiesen, als sei er ein Zeuge Jehovas mit dem Wachturm.

Tja, und deshalb will die FDP sich jetzt selbstlos darum kümmern, dass die Zuverdienstregeln sich ändern. Statt wie bisher sollen nun diejenigen profitieren, die sich echte Zuverdienste suchen, also jene ab 400 Euro. Der Rest soll für seine Faulenzerei in den Minijobs abgestraft, pardon, motiviert werden, sich eben auch den höherbezahlten Job zu suchen.

Die Rechnung der FDP ist dabei so: Bisher darf jemand, der 400 Euro nebenher verdient, davon 160 Euro behalten. 100 Euro Freibetrag und 20% von dem Betrag zwischen 200 und 400 Euro. Aber demnächst soll es für den echten Zuverdienstler viel besser aussehen - der darf nämlich von den ersten 200 Euro 40 Euro behalten, von dem Betrag zwischen 200 und 400 Euro noch 40%, _aber_: von dem Betrag zwischen 400 und 1000 Euro soll er ganze 50% behalten dürfen.

Die faulen 400-Euro-Schlonzer bekommen dann zwar nur noch insgesamt 120 Euro von ihrem Nebenverdienst ausgezahlt, aber hey: sucht euch doch einen besserbezahlten Zuverdienst. Oder gleich einen Job, der euch aus ALG II rausholt. Ach, das ist nicht so einfach? Ja, Mensch, warum sagt denn das niemand dem Herrn hier?