China: Die Krise zieht ihre Kreise

Index offenbart schlechte Aussichten für Chinas Industrie, die Produktion ist rückläufig

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Chinas Wirtschaft verlangsamt sich weiter. Der Einkaufsmanagerindex (purchasing managers index, PMI), ein Maß für die Aktivitäten des verarbeitenden Gewerbes, ist auf 47,8 gefallen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Ein Wert unter 50 bedeutet Rückgang der Produktion, über 50 eine Zunahme. Nach dem Wert bereits im Juli im roten Bereich war sei 47,8 nun der niedrigste Stand seit November 2011.

Chinas Industrie hat bisher zu den besten Kunden der deutschen Anlagenbauer gehört, die eine der tragenden Säule der hiesigen übermäßig exportabhängigen Wirtschaft bilden. Damit dürfte nun erst einmal Schluss sein. Die zurückgehende europäische Nachfrage macht in der Volksrepublik der dortigen Exportwirtschaft zu schaffen. Einige der Wirtschaftsindikatoren sind inzwischen auf einem ähnlich schlechten Stand wie im Herbst 2008 nach Ausbruch der Finanzkrise in Nordamerika und Westeuropa. Seinerzeit verloren rund 20 Millionen Arbeiter ihren Job in der Exportindustrie, allerdings konnte ein Konjunkturprogramm seinerzeit die Wirtschaft schnell wieder in Schwung bringen.

Auch andere ostasiatische Länder kämpfen mit den Auswirkungen der Eurokrise. In Taiwan gehen die Exporte seit fünf Monaten in Folge zurück, in Japan bereits seit sechs Monaten. Nicht nur in Europa, sondern auch in China haben japanische Exporteure Schwierigkeiten, ihre Ware abzusetzen, schreibt Reuters. Südkorea verzeichnet ebenfalls einen Rückgang der Ausfuhren.

In China ist die Regierung inzwischen dabei, die Kreditvergabe zu vereinfachen, um mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Ansonsten wird damit gerechnet, dass die Regierung in den nächsten Wochen erneut ein Konjunkturprogramm auflegen wird. Damit ist allein schon deshalb zu rechnen, weil soziale Unruhe und Massenentlassungen im Augenblick besonders ungelegen kämen. Ein KP-Parteitag soll im Herbst nämlich die Spitzen von Partei und Staat auswechseln und in einer solchen Situation fürchtet die Beijinger-Führung mehr als ohnehin schon, dass gesellschaftliche Spannungen aus dem Ruder laufen könnten.