Währungsoffensive 2.0

China und Russland verzichten im bilateralen Handel auf den US-Dollar und rechnen in ihren Landewährungen ab

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Im Frühjahr 2009 hatte sich China den Forderungen Russlands angeschlossen, den US-Dollar durch eine neue internationale Leitwährung zu ersetzen. Seither bastelt China eifrig daran, sein "Volksgeld" (Renminbi, die Einheit heißt Yuan) international gegenüber dem Dollar in Stellung zu bringen. So hatte Peking im Sommer, nachdem das Land Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft abgelöst hatte, den ersten großen Vorstoß gestartet. Das Programm, dass chinesische Unternehmen schon zuvor mit einigen asiatischen Staaten ihre Importe und Exporte direkt in der chinesischen Währung abrechnen können, wurde ausgeweitet.

In St. Petersburg gaben der chinesische Premierminister Wen Jiabao und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin am Dienstag auf einer Pressekonferenz bekannt, dass die beiden Länder nun im bilateralen Handel zwischen den beiden Staaten auf den US-Dollar zu verzichten. Stattdessen werde direkt über die Landeswährungen abgerechnet. Weil es sich ganz offensichtlich um einen neuen Angriff auf den Dollar handelt, dessen Ablösung sogar schon von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) diskutiert wird, betonte man in China, dass sich der Schritt nicht gegen die USA richte, sondern nur die verbesserten Beziehungen zwischen den beiden Riesenreichen widerspiegele.

Dabei flüchtet China längst aus dem Dollar, weil das Reich der Mitte der Politik der USA, den Geldmarkt mit immer neuen Milliarden zu fluten, sehr misstrauen. Das Land hat sich immer wieder besorgt über die ratlose US-Währungspolitik gezeigt und steigt auch aus US-Staatsanleihen aus. China erlaubt nun die Nutzung seiner Währung für grenzüberschreitende Transaktionen, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren.

Die nationalen Devisenreserven wurden im dritten Quartal um 194 Milliarden Dollar gesteigert, weshalb China jetzt eine Rekordhöhe von 2,65 Billionen US-Dollar (etwa 2,0 Billionen Euro) hortet. Zum Rubel wurde an der Börse in Shanghai der Referenzwechselkurs von 4,6711 gegen den Yuan festgesetzt, gibt die China Foreign Exchange Trade System (CFETS) an. Nach Angaben der Tochtergesellschaft der Zentralbank ist der Handel mit Yuan zu einem Kurs mit einer Abweichung um 5% zu diesem Satz möglich.