Bloomberg bläst zur Jagd auf Deutsche Bank

Sollte die Deutsche Bank es nicht selbst schaffen, müsse notfalls die Bundesregierung die US-Tochter Taurus mit substantiell mehr an Eigenkapital ausstatten

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Egal, ob Bank oder Eurozonenstaat, wen die Finanzmärkte einmal aufs Korn nehmen, dessen Überleben hängt am seidenen Faden. Umso bedenklicher, dass die Finanzinformationsagentur Bloomberg, die dem New Yorker Bürgermeister und Ex-Investmentbanker Michael Bloomberg gehört und wohl die wichtigste Informationsquelle für die internationalen Finanzmärkte darstellt, in einem Kommentar nun frontal auf die Deutsche Bank losgeht.

Autorisiert wurde der Kommentar von Simon Johnson, der bis 2008 als Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds tätig war und nun als Professor an der Sloan School of Management des Massachusetts Institute of Technology (MIT) tätig ist. Simon befürchtet nun, dass die Eurozonenkrise vor allem durch die Deutsche Bank auf die USA übergreifen könne, wogegen dringend Maßnahmen ergriffen werden müssten.

Immerhin sei die nordamerikanische Tochter der DB, die Taurus Corp., mit 389 Milliarden Dollar an Assets die achtgrößte Bankenholding der USA, die jedoch mit viel zu wenig Eigenkapital ausgestattet sei. So verfüge Taurus nur über 4,876 Mrd. Dollar an Eigenkapital, woraus sich ein Leverage (Relation von Bilanzsumme zu Eigenkapital) von 78 ergebe, dass einem "die Augen aus den Höhlen treten" lasse. Dass die US-Aufsichtsbehörden Taurus überhaupt mit einem derart hohen Leverage arbeiten lassen, liege, so Simons Vermutung, an der Annahme, dass die Mutterbank ausreichend kapitalisiert sei, um die Risiken der Taurus zu tragen.

Dies sei aber zweifelhaft. So hatte Bloomberg News bereits zuvor gemeldet, dass Taurus zusätzliche 20 Mrd. Dollar an Eigenkapital benötige, um die US-Eigenkapitalstandards zu erreichen - weshalb die DB den gesellschaftsrechtlichen Status der Taurus ändern wolle, um diesen Vorschriften ganz zu entgehen.

Die Deutsche Bank sei zwar ein Gigant und mit 2,28 Billionen Euro Bilanzsumme nach der französischen BNP Paribas die zweitgrößte Bank der Welt, ihr Eigenkapital betrug zuletzt aber nur bescheidene 51,9 Milliarden Euro. Das daraus abgeleitete Leverage von 44 sei deutlich höher als die 36 etwa von JP Morgan, die bei einer um 20 Prozent niedrigeren Bilanzsumme mehr als doppelt so viel Eigenkapital halte, oder der schwer angeschlagenen Bank of Amerika, deren Eigenkapital immerhin doppelt so hoch sei, wie jenes der DB.

Dass die Deutsche Bank global auf ein relativ gesundes Eigenkapitalpolster von 13,8 Prozent (davon 10,1 Prozentpunkte an Tier I) verweisen könne, liege daran, dass die risikogewichteten Anlagen nur 337,6 Milliarden Euro ausmachten. Denn laut dem Basel-Reglement müssen unter anderem für Staatsanleihen keinerlei Eigenkapital vorgehalten werden, wobei gerade Staatsanleihen heute aber nicht mehr als risikolos angesehen werden könnten. Dazu kommt, dass die DB auch im US-Immobiliensegment stark engagiert sei, über dem derzeit einige sehr dunkle Wolken schweben.

Simon zufolge sei es also höchste Zeit, dass sich der US-Kongress mit den Risiken beschäftige, die die Deutsche Bank für die USA darstelle. Jedenfalls müsse Taurus von der Deutschen Bank oder notfalls auch von der Bundesregierung substantiell mehr Kapital erhalten.