Die Superreichen werden mehr und reicher

Der neue World Wealth Report wirft einen Blick auf die Trends in der globalen Schicht der Reichen, denen es trotz Krise und Inflation besser geht.

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Wer reich ist, der wird in der Regel noch reicher. Das mag nicht einzelne Personen betreffen, sondern die Schicht der Reichen. Dass das Kapital sich selbst zu hecken scheint, wie schon Karl Marx anmerkte, bestätigt nun der neue World Wealth Report von Merrill Lynch und Capgemini World. 2007 haben danach die High Net Worth Individuals (HNWI), so nennt man die Privatpersonen, die über ein Nettofinanzvermögen von mehr als einer Million US-Dollar ohne Verbrauchsgüter und eigengenutzte Immobilien verfügen, um 9,4% auf 40,7 Billionen US-Dollar oder 26 Billionen Euro zugenommen.

Auch die Zahl der HNWIs wuchs um 6,1 Prozent auf 10,1 Millionen (in Deutschland leben 826.000, doppelt so viele wie in Indien, aber doch deutlich weniger als 3 Millionen in den USA). Man ist also, wenn man nicht den wenigen Superreichen angehört schon länger nicht mehr ganz unter sich in einer überschaubaren Schicht, gehört aber im Hinblick auf die 6,7 Milliarden Menschen, die jetzt die Welt bevölkern, zu einem kleinen auserwählten Kreis. Immerhin zieht ein wenig mehr Gerechtigkeit ein, denn besonders stark ist die Schicht der Reichen in Indien, China und Brasilien gestiegen. Allerdings ist die Kluft zwischen Arm und Reich in den Entwicklungs- und Schwellenländer auch am tiefsten. Wenig verwunderlich angesichts der explodierenden Ölpreise ist, dass die Schicht der Reichen im Mittleren Osten mit einem Zuwachs von 15,6 Prozent am stärksten gewachsen ist. Allerdings sind zwei Drittel der Reichen weiterhin in den USA und Europa zu finden.

Die Zahl der besonders Reichen (Ultra High Net Worth Individuals) mit einem Nettovermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar ist mit 8,8 Prozent auf nun 103.000 noch stärker als die der nur Reichen gestiegen. Verdient wird weitgehend an den Aktienmärkten, also mehr oder weniger durch Spekulation, die wiederum die Preise in die Höhe treibt, worunter die ärmeren Menschen leiden.

Wie der Bericht hervorhebt, wird zunehmend Geld in "grüne Anlagen" investiert: "So stiegen beispielsweise die Gesamtanlagen im Bereich der sauberen Technologien gegenüber 2005 um 41% auf 117 Milliarden US-Dollar. Ein ausgeprägtes Wachstum war insbesondere im Bereich Wind- und Sonnenenergie festzustellen. Die HNWI und Ultra-HNWI im Nahen Osten und in Europa zeigten 2007 die umweltfreundlichste Einstellung, indem rund 17% bzw. 21% von ihnen in grüne Anlagen investierten."

Die Reichen und besonders Reichen wollen aber nicht nur investieren, sondern es sich auch gut gehen lassen und ihren Reichtum nach außen zeigen, was man in dem Bericht auch "Investment-of-Passion Dollars" nennt. Um die 17 Prozent werden in Statussymbole wie Autos, Yachten oder Flugzeuge gesteckt. Die europäischen Reichen geben immerhin am meisten für "Kunst" aus, sie kaufen also wohl Kunstwerke, was meist auch mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Investitionshintergrund geschieht. Fast genauso wichtig sind Kunstsammlungen den lateinamerikanischen Reichen. Mit Kunst können hingegen die Reichen aus den USA und dem Mittleren Osten am wenigsten anfangen. Die US-Amerikaner lieben Luxusreisen. Am meisten für Wellness, aber auch für Schmuck oder Uhren wird in Asien und dem Mittleren Osten aufgewendet. Die Investitionen in die Luxusgüter würde normalerweise auch durch Krisen nicht gefährdet, weil die Reichen davon kaum betroffen seien – und, könnte man hinzufügen, auch weiterhin demonstrieren müssen, zu welcher Klasse sie gehören.