Schatz, diese Bilder habe ich nur, um nicht verdächtigt zu werden

Außer Kontrolle

Eine kurzweilige Annahme eines Polizisten sorgt momentan für Erheiterung. Und gibt den Pornoliebhabern ganz neue Möglichkeiten, ihr Steckenpferd zu verteidigen.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wie Udo Vetter in seinem "Lawblog" treffend anmerkt, ist die Gleichung "Mann + Computer = Computer mit Pornos" gängiger als gedacht. Wie zu lesen ist, ist fehlende Pornographie auf einer Partition des Rechners bei einem alleinstehenden Mann genauso ungewöhnlich wie das Vorhandensein von Kinderpornographie.

Dieses aus Polizeisicht verdächtig saubere System führt dann zu seitenlangen Spekulationen, ob der Beschuldigte vielleicht "trickst", indem er sein wie auch immer geartetes Tun mittels eines aufgesetzten und somit spurlos arbeitenden Betriebssystems "verbirgt", zum Beispiel mittels PXE-Boot.

Das Ganze hat durchaus einen absurd-komischen Faktor, wenn man bedenkt, dass in der letzten Zeit die Verteufelung der Pornographie wieder zugenommen hat und noch immer in vielen Partnerschaften Pornokonsum per se als Angriff auf die Beziehung angesehen wird. Kommentare wie "Pornographie stumpft den Menschen ab und macht ihn unfähig zur (wahren) Liebe" tauchen wieder öfter in Mailinglisten oder Foren auf, die "reine" Liebe, die Körper, Seele und Herz vereint, aber nicht die lasterhafte Selbstbefriedigung oder den hedonistischen "Sex außerhalb der Beziehung", feiert fröhliche Wiederauferstehung.

Diese Ansicht wird dann gerne auch von Damen aufgegriffen, die ihrerseits in der Pornographie einen Angriff auf sie selbst oder die Frauen an sich sehen. "PorNo" ist insofern wieder aktuell, gerade auch mit Bezug auf das Internet. Bei vielen Pornokonsumenten, die ich kenne, ist zudem weiterhin eine extreme Scham vorhanden - Videocassetten oder DVDs werden in "neutrale Hüllen" gesteckt oder verschwinden, zusammen mit benutzten Taschentüchern, unter dem Bett. Der Computer wird nur nachts zum Pornokonsum genutzt und auch nur, wenn die Dame des Herzens auch tatsächlich schläft oder aber nicht zuhause ist bzw. nicht anzunehmen ist, dass sie vorbeikommt. "Das wäre mir entsetzlich peinlich." sagte jüngst ein Freund auf die Frage, was denn passieren würde, wenn er seiner Freundin einfach sagt, dass er sich auch abends mal Pornos ansieht. "Vielleicht würde sie dann auch für immer gehen."

Mich persönlich hat es traurig gestimmt, dass es beim Thema Pornographie noch immer viele Männer (und Frauen) gibt, denen es peinlich ist zuzugeben, wovon sie sich angemacht fühlen. Meiner Meinung nach entgeht ihnen so auch die Chance, ihre Vorlieben auszuleben. Aber so sind sie gefangen in einer Mischung aus Faszination, Grusel vor sich selbst, Scham und Täuschungsmanövern.

Insofern halte ich es auch, im Gegensatz zu dem Polizisten, für durchaus nicht verwunderlich, dass bei einem Singlemann (das muss ja nicht heißen, dass er keinerlei (sexuelle) Kontakte zu Frauen hat) eben keine Pornographie zu finden ist. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass er sich für Pornographie schämt, zum anderen natürlich auch, dass er einfach kein Interesse daran hat oder Pornographie an sich ablehnt. Aber gehen wir mal davon aus, dass er daran Interesse hat - wieso sollte er z.B. die angesehene Pornographie wieder löschen?

Hier muss ich zugeben, dass mich vor vielen Jahren bereits die Diskussion im "Emma"-Forum erschütterte - ohne jegliche Skrupel wurde dort erläutert, dass es völlig okay wäre, wenn die Damen sich auf dem Rechner des Mannes umschauten, um entweder Pornographie oder aber Kontakte zu anderen Frauen zu suchen. Da ja Männer per se betrügen und fremdgehen (das liegt halt in den Genen), hieß es, sei dies auch in Ordnung. Insofern könnte (!) eine Erklärung auch darin liegen, dass der Herr davon ausgeht, dass vielleicht manche Damen seine Privatsphäre nicht so achten, wie er es sich wünscht. Sicher bleibt zum einen Verschlüsselung, nur kennt vielleicht der ein oder andere den treuherzig-analysierenden Blick bei der Frage "Schatz, ich hab gerade etwas gefunden und wollte das abspeichern - wieso kann ich denn nicht auf Laufwerk D zugreifen?" bzw. "Schatz, wieso kann ich denn Datei xy nicht öffnen? Nicht, dass sie mich interessiert (flööööööt), aber da sind nur komische Zeichen..."

Heimlichkeiten (und dafür wird Privatsphäre oft gehalten) führen oft zu Problemen, so dass sich mancher eben für eine "Ich tue so als würde ich alles offenlegen"-Attitude entscheidet.

Insofern dürfte es jetzt eine amüsante Ausrede für diejenigen geben, die bisher ihre Pornoliebhaberei verschämt verheimlichten. Das muss man haben, für den Fall, dass man mal in Ermittlungen gerät, wäre man sonst doppelt verdächtig...

Es stimmte mich vergnügt, mir vorzustellen, dass nun Menschen, die bisher Pornographie für abartig hielten, sich einen Porno auf die Platte laden, damit sie "normal" wirken. Sicher, das wird kaum vorkommen, auch wenn Udo Vetter lakonisch anmerkt:

"Wir halten also fest: Ein paar legale Pornos sollten stets auf der Festplatte eines Mannes sein - schon um die Kripo nicht ins Grübeln zu bringen."

. Aber es hat durchaus etwas Erheiterndes.

PS: Witze im Zusammenhang mit meiner Pornobefürwortung und dem neuen Nachnamen bitte in einen gesonderten Thread, sonst wird es so unübersichtlich.