Spionierte die Deutsche Bank Gewerkschafter aus?

Nach einem internen Bericht soll ein Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat und ein kritischer Aktionär überwacht worden sein.

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Der Spiegel berichtet mit Bezug auf einen internen Prüfbericht der Anwaltskanzlei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton, dass die Deutsche Bank auch den ehemaligen Gewerkschaftsvertreter von Ver.di im Aufsichtsrat der Bank, Gerald Herrmann, von Detektiven ausspionieren ließ.

Sogar der kritische Aktionär Michael Bohndorf, ein auf Ibiza lebender Rechtsanwalt, sei im Auftrag der Bank bespitzelt worden. Eine Detektei habe Bewegungsprofile von Bohndorf erstellt und ausspioniert, wann er sich mit welchen Leuten traf. Gesucht worden sei auch gezielt nach persönlichen Schwächen und dabei sei es "auch zum Einsatz weiblicher Lockvögel gekommen", so der Spiegel.

Bei dem Ver.di-Aufsichtsratsmitglied wurde vermutet, er habe Geschäftszahlen des dritten Quartals im Jahr 2001 an die Nachrichtenagentur Reuters durchsickern lassen. Schon im Mai hatte die Bank über eine Affäre die Öffentlichkeit unterrichtet, wonach auch Vorstandsmitglieder bespitzelt wurden, die im Verdacht standen, Kontakte zum Medienunternehmer Leo Kirch zu unterhalten. Der überzieht die Bank seit dem Zusammenbruch seines Firmenimperiums, für den er die Deutsche Bank verantwortlich macht, mit Klagen.

Der Vorstandschef Josef Ackermann hatte dabei eine vollständige Aufklärung zugesagt. Man verfolge eine "Null Toleranz Politik", wobei er sofort abwiegelte und von möglichen "einzelnen Verstößen" sprach, die schon einige Zeit zurück lägen. Weder Kontendaten noch andere Kundeninformationen seien betroffen, versichert er. Zusammengearbeitet habe die Deutsche Bank mit diversen Sicherheitsfirmen, darunter Control Risks und Bühner Private Risk Advisors. Aufträge seien auch an die von einem Ex Stasi Mitarbeitern geführte Firma Desa, die auch schon im Datenskandal bei der Deutschen Telekom eine Rolle gespielt hat.