Nicht nur in Deutschland, auch in New York wird über das Beschneidungsritual gestritten

Die Gesundheitsbehörde warnt vor dem von Orthodoxen gepflegten Ritual, das bei der Beschneidung der Vorhaut austretende Blut mit dem Mund abzusaugen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Nicht nur in Deutschland findet eine Diskussion über die Beschneidung statt, wie gerne suggeriert wird. So erregen sich etwa gerade orthodoxe Juden in New York, weil der Gesundheitsausschuss der Stadt im September beschlossen hat, dass die Eltern oder Erziehungsberechtigten schriftlich ihr Einverständnis abgeben müssen, wenn bei einer Beschneidung (Brit Mila) auch das Ritual Metzitzah B'peh vorgenommen wird.

Dabei wird das austretende Blut oral vom Penis vom Mohel, der die rituelle Beschneidung durchführt, abgesaugt. Erst nach der Aufklärung über die damit verbundenen Risiken und der Empfehlung der Gesundheitsbehörde, dies deswegen nicht vorzunehmen, kann der für das Kind Verantwortliche die Genehmigung erteilen. Die Stadt wird aber die Beschneidungen nicht kontrollieren, sondern will nur auf Beschwerden reagieren. Die NYC-Gesundheitsbehörde sagt ansonsten, dass eine Beschneidung allgemein ein einfacher Vorgang sei, es komme nur selten zu Komplikationen und es gebe medizinische Vorteile (Schutz vor HIV oder Geschlechtskrankheiten). Bei den Komplikationen seien Schmerzen, Blutungen und lokale Infektionen am häufigsten.

Wie es so ist bei alten Bräuchen, war in Abwesenheit anderer Mittel das orale Absaugen u.a. auch einmal damit begründet worden, um Infektionen zu vermeiden. Wie die Gesundheitsbehörden aber in New York festgestellt haben, wurden zwischen 2000 und 2011 11 Säuglinge mit dem Herpes-Virus infiziert, weil die rituellen Beschneider "direkt ihren Mund auf die Beschneidungswunde legten, um das Blut von dem Schnitt abzusaugen". Zehn der Kinder mussten im Krankenhaus behandelt werden, bei mindestens zwei entstand durch die Infektion eine Schädigung des Gehirns und zwei der Babys starben.

Mehrere jüdische Organisationen (International Bris Association, Agudath Israel of America, Satmar chasidic Central Rabbinical Congress of the United States & Canada) und drei Mohelim haben gegen NYC eine Klage eingereicht, um die verlangte Aufklärung und Einverständniserklärung wieder abzuschaffen. Die Regelung verstoße gegen die Verfassung und die Religionsfreiheit, die zugrunde liegenden Daten seien unzureichend. Begründet wird dies auch durch die Meinungsfreiheit, weil "die Regierung nicht die Verbreitung von Botschaften erzwingen kann, die der Sprecher nicht ausdrücken will".

Vor dieser Praxis, an der meist nur Ultraorthodoxe festhalten, während normalerweise eine sterile Pipette verwendet wird, warnten unlängst auch Kinderärzte in Israel, nachdem sich in New York herausgestellt hatte, dass Kinder dadurch mit Herpes infiziert werden können. Den Ultraorthoxen gefiel das nicht, weswegen auch der Vergleich mit Deutschland gezogen wurde. "Sie wollen, dass alle Eltern aufhören, ihre Söhne zu beschneiden, wie dies in Deutschland geschehen ist", schimpfte Rabbi Chaim Moshe Weisberg, der auch ein Mohel ist. Die berichteten Vorfälle seien "sehr selten", man könne auch nicht beweisen, dass die Kinder durch die Mohel infiziert würden.