Biosprit, Hunger, Mehrverbrauch statt Effizienz

Große Pläne für Biotreibstoffe

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Im spanischen Sevilla ist die internationale Konferenz der Agrartreibstoffindustrie ( World Biofuels 2010) zu Ende gegangenen. Dort wurden die Ausbaupläne und Wachstumshoffnungen der Agrartreibstoff-Produzenten vorgestellt. 480 Millionen Hektar Land sollen bis 2045 für den Anbau von Energiepflanzen genutzt werden. Zum Vergleich: Die Gesamtfläche der Europäischen Union beträgt 430 Millionen Hektar.

Doch auf politischer Seite erhalten die Biotreibstoffbefürworter weiter volle Rückendeckung. EU-Entwicklungskommissar Andris Piebalgs sagte, er könne keinen Zusammenhang zwischen der Biotreibstoffpolitik der EU und der Zahl der Hungernden weltweit erkennen. Von anderer Seite wird die EU-Biotreibstoff-Förderung mit ihren 2007 eingeführten Biotreibstoffquoten jedoch stark kritisiert:

  • Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) macht die Biotreibstoffproduktion mitverantwortlich für Preiserhöhungen von Nahrungsmitteln und die steigende Anzahl der Hungernden. Mittlerweile hungert demnach jeder sechste Mensch auf der Erde.

  • Kritik kommt auch aus der EU-Politik selbst. Eine aktuelle Analyse vom März 2010 zum CO2-Ausstoß von Biotreibstoffen kam zu dem Schluss, eine Anhebung der Biospritquote auf mehr als 5 Prozent schade der Umwelt mehr, als dass sie ihr nütze. Grund seien vor allem die für den Energiepflanzenanbau durchgeführten Waldrodungen.

  • Kritisiert wurde in diesem Zusammenhang auch eine klimafeindliche Subventionspolitik zugunsten des Agrarsektors. So wurde jetzt von der Bundesregierung beschlossen, Agrardiesel trotz des immensen Haushaltsdefizits auch in den kommenden Jahren weiter zu subventionieren, dagegen aber das kostenneutrale Marktanzreizprogramm zur Förderung effizienter und/oder regenerativ betriebener Anlagentechnik zu stoppen.

Die Grünen polemisieren, dass der Bundesregierung hoher Energieverbrauch anscheinend wichtiger sei als Energieeinsparungen und Zukunftsinvestitionen in Klimaschutz und Energieeinsparung. Sie subventioniere den Verbrauch von Agrardiesel weiter mit 280 Mio. Euro jährlich, anstatt Investitionen zu unterstützen, die langfristig Energie und Kosten sparen.