Keine kausale Erklärung für erhöhte Leukämieraten bei Kindern in der Nähe von AKWs möglich

Die Strahlenschutzkommission bestätigt das in der KiKK-Studie nachgewiesene erhöhte Krebsrisiko von Kindern in der Nähe von AKWs, erklärt jedoch, dass die Ursache nicht klar sei.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Letzten Dezember wurde die im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz vom Deutschen Kinderkrebsregister erstellte "Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken" ( KiKK-Studie) veröffentlicht. Danach nimmt das Risiko von Kindern unter 5 Jahren zu, je näher sie an einem Atomkraftwerk leben. Untersucht wurde die Zahl der Leukämieerkrankungen von Kindern bis einschließlich vier Jahren im Zeitraum von 1980 bis 2003 in einem Radius von 50 km um Atomkraftwerke. In einem Umkreis von 3 km seien im Untersuchungszeitraum zwischen 1980 und 2003 37 Kinder an Leukämie erkrankt, statistisch wären nur 17 Erkrankungen zu erwarten gewesen.

Das Ergebnis der Studie sorgte für Diskussionen, bestritten wurde, dass die von Atomkraftwerken ausgehende geringe Strahlung die Ursache sein könnte. Der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit beauftragte daher die Strahlenschutzkommission (SSK), die Studie und ihre Ergebnisse zu überprüfen.

Nach der jetzt veröffentlichten Stellungnahme der SSK werden der KiKK-Studie zwar "zahlreiche methodische Schwächen" unterstellt, trotzdem könne man damit die Abhängigkeit von Leukämieerkrankungen vom Abstand zu Atomkraftwerken analysieren. Die Geltungskraft der Ergebnisse der Studie beschränke sich auf eine Erhöhung der Krebsrate bei Kindern, die maximal 5 km von einem Atomkraftwerk entfernt leben. Für größere Entfernungen enthalte die Studie keine Hinweise.

Weiter einschränkend wird gesagt, dass die Studie keine kausalen Abhängigkeiten nachweisen könne, weil die von Atomkraftwerken ausgehende Strahlung um ein Vielfaches geringer sei als die natürlichen Strahlenexpositionen, die zudem höchst variabel seien: "Die Studie ist nicht geeignet, einen Zusammenhang mit der Strahlenexposition durch Kernkraftwerke herzustellen. Alle von der SSK geprüften radioökologischen und risikobezogenen Sachverhalte zeigen, dass durch die Kernkraftwerke bewirkte Expositionen mit ionisierender Strahlung das in der KiKK-Studie beobachtete Ergebnis nicht erklären können. Die durch die Kernkraftwerke verursachte zusätzliche Strahlenexposition ist um deutlich mehr als einen Faktor 1 000 geringer als Strahlenexpositionen, die die in der KiKK-Studie berichteten Risiken bewirken könnten."

Was für die in der Studie nachgewiesene Erhöhung der Leukämierate verantwortlich ist, sei unklar, vermutlich sei eine Vielzahl von Einflussfaktoren verantwortlich. Empfohlen werden weitere Studien, um die Ursachen zu klären.