Seehofer lädt zu einer Facebook-Party in München ein

Auf der Facebook-Seite des bayerischen Ministerpräsidenten werden seine "Freunde" zu einer Party am 8. Mai in der Nobeldisko P1 eingeladen

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Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer setzt die Koalitionspartner unter Druck. Mit Biegen und Brechen muss das Betreuungsgeld durchgesetzt werden, um vor den Wahlen im nächsten Jahr zu punkten und zu demonstrieren, dass die CSU in Berlin etwas zu sagen hat. Das geschieht auf Kosten der Steuerzahler und der nächsten Generationen, denn mit dem Betreuungsgeld werden neue Schulden gemacht, der Versuch der CDU-Führung, die Gegner durch die erweiterte Anerkennung von Kindererziehung in der Rentenversicherung zu kaufen, kostet weitere Milliarden. Die Regierung nutzt die noch sprudelnden Steuereinnahmen nicht, um die Verschuldung abzubauen, verlangt aber gleichzeitig von anderen Staaten enorme Sparmaßnahmen, die diese wirtschaftlich ruinieren.

Das Spiel zeigt, wie Parteipolitik funktioniert. Wahrscheinlich ein Grund, warum die Piraten, die erst noch in die Macht- und Überlebensspiele hineinwachsen, derzeit so attraktiv sind. Dass die Piraten durchaus als Gefahr wahrgenommen werden, hat Seehofer schon einmal eingestanden. Deswegen wird zwar familienpolitisch auf Rückwärtsgang geschaltet, aber gleichzeitig eine offensive Internetstrategie zumindest akzeptiert. So heißt es im Positionspapier des CSU-Netzrats (ja, das gibt es):

"Manches lässt sich schlicht nicht mehr aufhalten oder umdrehen, wie der Siegeszug der sozialen Netzwerke, der Einsatz smarter Technologien oder die politische Forderung nach Transparenz und Partizipation. Die soziale Funktion der Gefällt-mir-Komplimente, der Demokratisierungsprozess durch besseren Informationszugang aller Bevölkerungsschichten und deren Beteiligungsmöglichkeiten oder die Wertschöpfung durch Wissensteilung bringen die Werte unserer Verfassung erst richtig zur Geltung."

Seehofer mischt seit kurzem auch bei Facebook mit, um dort Anschluss zu finden. Er wird wohl dort sich nicht vorwiegend selbst betätigen, sondern andere für sich schreiben lassen. Das soll dann alles ganz persönlich werden, wie es sich gehört, dass Seehofer auf seiner Facebook-Seite dann aber noch am Ende der Einträge Horst Seehofer oder jetzt HS setzen lässt, ist verräterisch:

"Bin erkältet, habe keine Stimme mehr und kann deshalb heute Abend nicht bei unserem CSU-Europakongress sprechen. Sehr ärgerlich und jammerschade! Aber keine Sorge: Habe alles im Griff und greife bald wieder an. / Horst Seehofer"

Jetzt will Seehofer sich offenbar noch weiter an die Internet-Community anwanzen, also die potenziellen Piratenwähler für sich gewinnen. Er lädt anscheinen - an einem normalen Dienstag - seine Facebook-Freunde zu einer Party in der Münchener Nobeldisco P1 ein, wenn dies nicht ein skurriler Einfall von einem Mitarbeiter ist:

"Ich freue mich sehr darüber, dass wir auf meiner Facebook-Seite direkt miteinander in Kontakt sind und meine Fangemeinde jeden Tag wächst. Jetzt möchte ich möglichst viele von Euch persönlich kennenlernen. Deshalb lade ich Euch alle am 8. Mai zu einer Fanparty ins P1 nach München ein. Bis dahin eine gute Zeit! HS"

Noch hat Seehofer nur mehr als 5000 "Freunde", aber selbst die würden P1 fluten, wenn sie alle kämen. Facebook-Partys haben jedoch gelegentlich den Effekt, völlig außer Rand und Band zu laufen. Mal schauen, ob das hier auch passiert und die Polizei anrücken muss. In den Kommentaren wird eher bezweifelt, dass das ernst gemeint sein soll:

"ja wie? Horst Seehofer macht eine facebook-party im p1? häää? Das glaube ich jetzt nicht. Hat sich irgendein unglücklicher Angestellter - sollte es sowas geben - Ihren PC geschnappt und für sie gepostet?"

Auf seiner Website ist von der Sause nichts zu lesen. Mit Twitter scheint der Schwarze noch auf Kriegsfuß zu stehen. Angeblich hat die Staatskanzlei die Einladung bestätigt. Also bis zum 8. Mai im P1 zum Treffen mit Seehofer und der Facebook-CSU. Und es sind noch wichtige Fragen zu klären: "Darf man da mit einer Begleitung kommen wenn man auf teilnehmen geklickt hat?" Und natürlich, ob es Freibier gibt. Immerhin, die Freunde werden schnell mehr.