Eine Insel mit zwei Büchern

Neben der Spur

Mit einer Leihbibliothek der alten Schule wäre es schwierig gewesen, aber jetzt gibt es ja eBooks. Zu Testzwecken natürlich.

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Liebes Italien, es geht doch, Respekt. Nicht nur, dass das Land in Stiefelform das eine oder andere schöne Fleckchen besitzt und schon alleine durch seine Streckung bedingt ein ganz schön langgezogenes Schienennetz besitzt. Nein, auf demselbigen hat sich jetzt RCS Libri für NTV etwas ausgedacht. Kurz übersetzt heisst das: Das Verlagshaus RCS Libri bietet für die Eisenbahngesellschaft NTV ebooks als onTrain Entertainment Content an. Noch einfacher: Bücher für alle im Zug. Auf dem Bildschirm. Für umsonst. Also, wenn man mitfährt. Sonst nicht.

Vergebens wird es hoffentlich nicht sein. Weder für den Leser noch für den Verlag. Man möchte ja wissen, warum nun plötzlich, wo alle Welt auf Suchmaschinen herumprügelt, weil dort der Inhalt angeblich auf schwefelstinkenden Servern verschwindet, frei zur Verfügung gestellter Content auftauchen soll. Das hat aber seinen Grund.

Des Rätsels Lösung ist einfach. Der Verlag will messen, was seine Leser nun wirklich interessiert. Und die Nutzerzahlen sollen für den Marktauftritt - der Printbücher - wichtige Aufschlüsse ergeben.

Gut, wir gehen davon aus, dass der Aufruf des Kursbuchs der italienischen Eisenbahn heraus gerechnet wird. Aber ansonsten kann man das einen Marktforschungsansatz nennen. Das könnte vielleicht auch einer für deutsche Verleger und Google sein. Am Ende kommt nämlich heraus, dass dort nur bestimmte Teile einer Zeitung wirklich zum Aufruf kommen, und dass der Rest vielleicht ganz vergebens den Lesern jeden Tag per Papier nach Hause geschickt wird. Das wäre dann bitter für das regionale Feuilleton, das wir doch alle wie verrückt lesen. Doch.

Übrigens hat Virgin America Bücher als Teil des Entertainment Programms wieder vom Bildschirm genommen. Vielleicht sind Bücher nicht der richtige Zeitvertreib auf Reisen. Oder aber die Marktforschung ist beendet.