Hochschulbildung wird innerhalb der Akademikerschicht vererbt

Nach neuen Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks studierten von 100 Akademiker-Kindern 71, von 100 Nicht-Akademiker-Kindern nur 24

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Was die Bildung betrifft, gibt es in Deutschland weiter Parallelgesellschaften oder abgedichtete Klassenzugehörigkeit. Nach der neuen Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) schaut es mit der sozialen Mobilität schlecht aus. Von 100 Akademiker-Kindern studierten im Jahr 2007 71, von 100 Nicht-Akademiker-Kindern nur 24. Man bleibt also weitgehend unter sich, die Akademiker reproduzieren sich selbst.

"Hochschulbildung in Deutschland gleicht weiter einem kulturellen Kapital, das von Akademiker-Generation zu Akademiker-Generation weitervererbt wird", so kommentiert Prof. Dr. Rolf Dobischat, der Präsident des Deutschen Studentenwerks (DSW), das Ergebnis der Erhebung. "Noch stärker als den Bildungsaufstieg sichern Deutschlands Hochschulen den akademischen Status der nachfolgenden Generation ab."

Zwar ist ein leichter Rückgang beim Anteil der studierenden Akademikerkinder zu beobachten, aber der Anteil der Kinder aus Nicht-Akademiker-Familien steigt nicht: "Im Jahr 2005 war das Verhältnis 83:23, im Jahr 2003 83:26. Kinder von Beamten mit Hochschulabschluss studieren fast viermal so häufig wie Arbeiterkinder." Die Studienanfängerquote lag 2008 bei 34 Prozent des Jahrgangs. Wenn man die zugewanderten ausländischen Studienanfänger mit einschließt, würde sie auf etwa 40 Prozent steigen, was den politischen Vorgaben entspräche. Von den Studienberechtigten haben 2008 69 Prozent ein Studium begonnen, 2002 waren es allerdings bereits 72 Prozent. Der Frauenanteil liegt bei 48 Prozent.

Für die Ingenieurwissenschaften können sich die Deutschen nicht so recht begeistern. Deren Anteil stagniere seit Ende der 90er Jahre auf einem niedrigen Niveau: "Vom Rückgang der Ingenieurwissenschaften konnten anteilsmäßig vor allem die Fächergruppen Sprach- und Kulturwissenschaften und Sozialwissenschaften/Pädagogik/Psychologie profitieren."

87 Prozent der Studenten werden von ihren Eltern monatlich im Durchschnitt mit 445 Euro unterstützt. 65 Prozent arbeiten nebenher und erzielen dabei durchschnittlich 323 Euro im Monat. BAföG erhalten 29 Prozent, durchschnittlich 430 Euro. 35 Prozent der monatlichen Einnahmen geht für die Miete drauf (allerdings wohnen 23 Prozent weiter bei den Eltern). Am teuersten ist diese in München (348 Euro), gefolgt von Hamburg und Köln, am billigsten ist sie in Dresden (223 Euro) und Chemnitz (210 Euro).