Gerücht: Agent Provocateur Urbach gestorben

Der V-Mann des Berliner Verfassungsschutzes leitete Studenten zu Brandstiftungen an und lieferte Sprengsätze

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Der Spiegel ist, was Meldungen über Geheimdienste betrifft, nicht unbedingt die verlässlichste Quelle. Mit entsprechend viel Vorsicht zu genießen ist das nun von dem Nachrichtenmagazin kolportierte Gerücht, der berühmt-berüchtigte Agent Provocateur Peter Urbach sei bereits im Mai letzten Jahres im kalifornischen Exil gestorben. Der gelernte Klempner, der aus der DDR "rübermachte", wurde 1967 auf Betreiben des damaligen Berliner Innensenators und späteren Bürgermeisters Kurt Neubauer vom Berliner Verfassungsschutz in die Gammlerszene der Stadt eingeschleust, wo er Studenten als vermeintliche Stimme der Arbeiterklasse zum Brandstiften überredete.

Außerdem lieferte er Sprengsätze, Waffen und Drogen. Bei der Demonstration vor dem Axel-Springer-Verlag am 11. April 1968 verteilte er Molotow-Cocktails an Teilnehmer und leitete sie zum Umkippen und Anzünden eines Lieferwagens an, dessen Foto später die Berichterstattung dominierte. Einer seiner Sprengsätze sollte 1969 das jüdische Gemeindehaus in Berlin während einer Gedenkveranstaltung zur Reichskristallnacht zerstören, ging aber angeblich deshalb nicht los, weil das Haltbarkeitsdatum der Zündkapsel abgelaufen war.

Als er Andreas Baader 1970 zu einem Waffenversteck lockte, bei dem der Terrorist festgenommen wurde, flog Urbachs Deckung auf. Bei einem Prozess gegen Horst Mahler wurde er ein Jahr später zwar von Otto Schily vorgeladen, verweigerte aber auf Anweisung des Verfassungsschutzes komplett die Aussage. Danach verschwand Urbach von der Bildfläche. Dem Spiegel zufolge zog er mit seiner Frau und zwei Kindern erst nach Wuppertal und dann in die USA, wo er bis zu seinem Tod lebte. Angeblich waren die Zahlungen des Verfassungsschutzes begrenzt, so dass er seinen Lebensunterhalt nach einer Übergangszeit als Bauarbeiter bestreiten musste. Trotzdem heiratete er noch zwei Mal. Dazu, ob die mangelnde Gesundheitsversorgung in den USA zum Tod des 1940 geborenen Poseners beitrug, schreibt der Spiegel nichts.

Rainer Langhans, dessen ehemaliger Mitkommunarde Fritz Teufel von Urbach in den Terrorismus gelockt wurde, will vor zehn Jahren einmal kurz mit Urbach telefoniert haben, wobei ihm der V-Mann auf die Rolle des Verfassungsschutzes bei der Gründung der RAF nur gesagt haben soll: "Ach Rainer, wenn Du wüsstest!"