Terroralarm in Frankreich

Die Fahndung geht von einem Einzeltäter bei allen drei Anschlägen aus; sie konzentriert sich auf die extreme Rechte und den gewaltbereiten Islamismus

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die französischen Ermittler gehen von einem Einzeltäter bei allen drei Anschlägen aus, die seit dem 11. März jeweils im Abstand von vier Tagen begangen wurden. Die Verbrechen werden vom Innenministerium als "Attentate" klassifiziert, weswegen für die Region die höchste Stufe "scharlachrot" für den Terroralarm Plan Vigipirate ausgegeben wurde und Anti-Terrorfahnder eingeschaltet wurden. Dazu ermitteln Abteilungen des Inlandsgeheimdienstes DCRI, des Militärgeheimdienstes DPSD und Fahnder aus anderen Strafverfolgungsbehörden, etwa 200 Ermittler sollen an der Aufklärung arbeiten. Als roter Faden gilt nach Informationen der Zeitung Libération, die aus Kreisen der Ermittler zitiert, "Rassismus" und "Antisemitismus".

Die Fahndung ermittelt vor allem in zwei Richtungen: die extreme Rechte und den gewaltbereiten Islamismus. Da der Täter sehr gut mit Waffen umgehe und große Kaltblütigkeit an den Tag lege, suche man im militärischen und im "paramilitärischen" Milieu. Die Motive seien allerdings noch völlig unklar, so Innenminister Claude Guéant. Beunruhigend sei, dass der Täter mit einem Gefühl der Straflosigkeit agiere. Dass der Mann bei der Schießerei in Montauban eine Frau zur Seite geschoben habe, um die Soldaten zu töten, zeige, dass er seine Ziele genau aussuche. Der Täter sei kein Massenmörder, der in eine Menge ziele.

Aufnahmen von Überwachungskameras konnten bislang nicht zur Identifizierung des Täters beitragen, weil er einen Motorradhelm und darunter vermutlich eine Maske ( cagoule noire) trug. Der Mann selbst soll eine Kamera mit sich führen, mit der er angeblich seine tödlichen Aktionen dokumentiert. Ein Polizeipsychologe, laut Libération mit Erfahrungen in großen Fällen, verneinte, dass es sich um einen psychisch kranken Mann handele. Der Täter agiere überaus durchdacht (ultrasophistiqué ). Eine "Säuberungsdimension" sei unverkennbar:

"Er will die französische Armee von Arabern und Moslems säubern. Er säubert Frankreich von den Juden. Das ist ein absoluter Schweinehund, aber kein Geisteskranker."

Die Wahlkampfkampagnen wurden eingestellt, hieß es gestern. Aber der Präsidentschafts-Wahlkampf geht natürlich mit anderen Mitteln weiter. Der amtierende Kandidat ist dabei im Vorteil - zumal sich damit die Themen des Wahlkampfes auf die Sicherheitspolitik verlagern werden, eine Domäne, die Sarkozy seit Jahren für sich reklamiert.