Eisenfresser

Offshore-Windparks droht Gefahr aus dem Meeresboden

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Offshore-Windparks sind für die Bundesregierung die erste Wahl, wenn es um den Ausbau der erneuerbaren Energieträger geht. Das mag daran liegen, dass diese wegen der enormen Kosten eine Domäne der großen Stromkonzerne und Fonds sind. Und vielleicht auch daran, dass ihr Ausbau nicht so recht voran kommt. Auf die Art ist der Öffentlichkeit besser zu verkaufen, dass nun neue Kohlekraftwerke gebaut und sogar noch subventioniert werden sollen.

Derweil haben Mikrobiologen an der Materialprüfungsanstalt in Bremen neue Hindernisse ausgemacht, die den Ausbau auf See erschweren oder verteuern könnten, wie der Deutschlandfunk berichtet. Das Team um Jan Klüver, der dort die Abteilung Mikrobiologie leitet, beschäftigt sich mit Bodenbakterien, die in der Lage sind, den Stahl der Fundamente anzugreifen.

Nach Klüvers Aussagen haben die Bauherren der beiden bereits im Betrieb befindlichen Parks Alpha Ventus und Bard 1, beide vor den Ostfriesischen Inseln gelegen, gegen die seit langen bekannten Probleme keinerlei Vorkehrungen getroffen. In der Erdölindustrie seien die Probleme mit den Einzellern schon seit den 1920er und 1930er Jahren bekannt. So gibt es zum Beispiel Organismen, die unter anaeoroben, das heißt, sauerstofffreien Bedingungen, Schwefel als Energiequelle nutzen und Schwefelwasserstoff ausscheiden. Dieser greift den in den Boden gerammten Stahl an.

Dagegen werden traditionell verschiedene Schutzmaßnahmen angewendet. Zum Beispiel kann man einen schwachen Strom durch die Stahlfundamente leiten, der die Oxidation des Eisens verhindert. Bei einem bestimmten Bakterium, dem Desulfobacterium corrodens, das 2004 von den Bremer Mikrobiologen entdeckt wurde, könnte diese Methode sich allerdings als kontraproduktiv erweisen.

Diese Art ist nämlich in der Lage, Elektronen direkt aus dem Eisen zu lösen, und könnte daher den elektrischen Strom als eine Art Schlaraffenland ansehen. Die Bakterien leben im Meeresboden nur von Eisen, Schwefel und CO2, und Klüver vermutet, dass sie dort die Stahlrohre, auf denen die Windkraftanlagen ruhen, anknabbern könnten. Genauere Untersuchungen seien unbedingt nötig. Fürs erste empfiehlt er den Herstellern, möglichst dicke Stähle zu verwenden.