Fukushima: Dauerhafte Sperrzone

Japanische Regierung kündigt an, dass ein Teil der 20-Kilometer-Zone um das havarierte AKW unbewohnbar bleiben wird

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Ein Teil des Gebiets um das japanische Atomkraftwerk Fukushima I soll nach dem Willen der Regierung in Tokio für immer Sperrgebiet werden, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Das sei unvermeidlich. Nach einer nicht näher genannten Zeit soll die derzeitige 20-Meilen-Sperrzone untersucht und dann entschieden werden, welche Gebiete wieder frei gegeben werden können und welche für ewig gesperrt bleiben müssen.

Nach Ansicht des Wissenschaftsministerium werde an mindestens 15 von 50 Messpunkten im künftigen Sperrgebiet die Strahlung 100 Millisievert übersteigen. Die Internationale Kommission für den Schutz vor Radioaktiver Strahlung empfiehlt hingegen (PDF) den Regierungen, die Strahlung für die Bevölkerung auch in Notsituationen auf 20 bis 100 Millisievert zu begrenzen. Längerfristig sollte sie "in einem Band von einem bis 20 Millisievert pro Jahr gehalten" werden, mit dem Ziel, die Belastung dann auf ein Millisievert pro Jahr zu begrenzen. Die japanische Regierung hatte hingegen die Grenzwerte für die Belastung von Kindern nach der zunächst verheimlichten dreifachen Reaktorschmelze von einem auf 20 Millisievert pro Jahr erhöht.

Sievert ist die international übliche Einheit für die effektive Belastung einer Person. Ein Millisievert ist ein Tausendstel Joule pro Kilogramm, wobei ein Joule einer Wattsekunde entspricht. Mit anderen Worten wirkt bei einer Belastung von einem Millisievert pro Sekunde eine Strahlung mit einer Leistung von einem Tausendstel Watt auf jedes Kilogramm Körpergewebe ein. Das hört sich nicht nach viel an, doch ist dabei zu bedenken, dass die Strahlungsdichte der radioaktiven Strahlung sehr hoch ist. Jedes einzelne Alpha-Teilchen, Elektron oder Photon, aus dem die Strahlung besteht, hat genug Energie, Moleküle oder Atome im Körper zu ionisieren, das heißt, Elektronen aus ihnen herauszuschießen. Das wiederum setzt im Körper schädliche chemische Reaktionen in Gang oder verändert die DNA in Zellen, sodass daraus Krebs entsteht. Wenn von einer Dosis von einem Millisievert die Rede ist, dann ist damit jene Energiemenge gemeint, die im Körper der betroffenen Person in chemische Energie umgesetzt wird.

Zurück zu Japan: Angesichts der spärlichen und oft widersprüchlichen Informationen, die Behörden und AKW-Betreiber TEPCO veröffentlichen, haben inzwischen Bürger zur Selbsthilfe gegriffen. Die Nachrichtenagentur IPS berichtet von einem landesweiten Netzwerk von Freiwilligen, die ihre eigenen Messungen übermitteln. Auf der Webseite Safecast kann sich jeder einen Überblick über das Strahlungsniveau machen, das engagierte Bürger mit ihren Dosimetern gefunden haben.

Von den Behörden, so die Nachrichtenagentur, würden Bürger mitunter trotz mehrfacher Nachfragen im Dunkeln gelassen. Jyunichi Tokuyama berichtet der Agentur, dass er selbst in seiner Präfektur, die 300 Kilometer von Fukushima entfernt ist, sogenannte Hotspots mit hoher Strahlung gefunden habe. Das größte Problem sei dort die hohe Belastung des an die Rinder verfütterten Reisstrohs mit radioaktivem Cäsium.