Deutsche Banken erhalten 2010 ein Zinsgeschenk von bis zu 5,5 Mrd. Dollar

Staatsschuldenportfolios der Banken des Euro-Raums bestehen zu 54 Prozent aus Schuldtiteln des Euro-Raums, davon mehr als die Hälfte von den "PIGS"

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Laut dem aktuellen Quartalsbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) haben die BIZ-Berichtsbanken ihr Gesamtengagement (öffentlich wie private Schuldner) gegenüber Griechenland, Irland, Portugal und Spanien trotz "PIGS"-Krise im ersten Quartal 2010 um insgesamt 109 Mrd. Dollar (4,3%) auf 2,6 Billionen Dollar ausgeweitet. Davon wuchs allein das Gesamtengagement gegenüber Griechenland um 20,7 Mrd. $ an, was den Banken derzeit noch hohe Cash-Einkünfte einbringen dürfte.

Der Anteil der Bestände staatlicher Schuldtitel des Euro-Raums in den Forderungsportfolios der Banken mit Hauptsitz im Euroraum lag laut BIZ dabei mit 54% deutlich höher als in den entsprechenden Portfolios von Banken mit Hauptsitz in Japan (30%), im Vereinigten Königreich (24%) und in den USA (23%). Das sei laut BIZ auch kaum überraschend: "angesichts der Fähigkeit der Banken des Euro-Raums, Staatsanleihen des Euro-Raums als Sicherheit für die Kreditaufnahme bei der EZB zu verwenden". Zudem wiesen "die Banken des Euro-Raums gegenüber dem öffentlichen Sektor des Euro-Raums einen deutlich größeren Anteil höher verzinslicher Staatsschuldtitel (beispielsweise von Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien) auf, während die Portfolios von Banken mit Hauptsitz in anderen Regionen einen größeren Anteil an niedriger verzinslichen Staatsschuldtiteln (z.B. von Deutschland und Frankreich) hatten.

Demnach hatten britische, japanische und US-Banken ihre Auslandsforderungen gegenüber dem europäischen öffentlichen Sektor zu 67%, 65% bzw. 57% auf Anleihen Deutschlands und Frankreichs konzentriert, während dieser Anteil bei Banken des Euro-Raums nur 27% betrug. "Demgegenüber stellen die Forderungen der Banken des Euro-Raums an den öffentlichen Sektor Griechenlands, Irlands, Italiens, Portugals und Spaniens nahezu 54% ihrer Gesamtbestände an staatlichen Schuldtiteln des Euro-Raums dar. Im Vergleich dazu betrugen die entsprechenden Anteile bei Banken der USA, Japans und des Vereinigten Königreichs 27%, 23% bzw. 20%."

Deutsche Banken haben laut BIZ rund 51 Mrd. Dollar (die BIS rechnet zumeist auf Dollar-Basis) an Griechenland vergeben, davon 23 Mrd. an den öffentlichen Sektor. Gegenüber Portugal sind es 46,6 Mrd. Dollar, davon 9,9 Mrd. an den Staat. Irland schlägt sich mit 205,8 in den Büchern der deutschen Banken nieder, wovon 46 Mrd. an den Staat gingen, während an Spanien 217,9 Mrd. Dollar (30 Mrd. an den öffentlichen Sektor) verliehen wurden.

Da alle Staatsschuldtitel des Euro-Raums zu denselben Bedingungen als Sicherheit bei der EZB verwendet und zum Leitzins in liquide Mittel verwandelt werden konnten, lässt sich bei Durchschnittszinsen von rund vier Prozent für Spanien, von fünf bis sechs Prozent für Irland und Portugal und acht bis zwölf Prozent für Griechenland grob abschätzen, dass diese risikolose Bilanzausweitung (so die EU ihre Versprechungen hält) auf Jahresbasis und bei vollständiger EZB-Finanzierung in diesem Jahr einen Nettoertrag von bis zu 5,5 Mrd. Dollar abwerfen könnte, was rund dem halben Jahresgewinn der Banken von 2005 entsprechen würde.