Schulkinder: Probleme weniger im "Prozessor" als im "Arbeitsspeicher"?

Englische Wissenschaftler entdecken eine neue Ursache für Lernschwäche

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Forscher der englischen Durham University haben herausgefunden, dass Kinder darin Computern ähnlich sind, dass die Probleme weniger im "Prozessor" als im "Arbeitsspeicher" liegen können. Zu den bekannten Gründen, weshalb Klein-Maxl im Klassenzimmer nicht so schlau ist wie außerhalb und schlechte Noten nachhause trägt, gesellt sich jetzt ein weiterer: "poor working memory" – zu deutsch "Arbeitsgedächtnis", das gewisse Ähnlichkeiten zum Arbeitsspeicher eines Computers aufweist.

Es wird laut Informationen aus Durham dann gefordert, wenn Schüler ohne die Hilfe von Rechner oder Papier und Stift in Anspruch zu nehmen, Zahlen wie 37 und 25 multiplizieren sollen – oder wenn man sich im Alltag eine Telefonnummer, eine PIN oder eine Mailadresse merken soll; eine Ortsangabe ("Dritte Ampel links, dann geradeaus, dann erste Seitenstraße hinter der Baustelle rechts, dann.."), bzw. Namen von Menschen, denen man gerade vorgestellt wird, ein Rezept und dergleichen Alzheimerangsteinjagerchecks mehr.

Damit speziell Lehrer dem neu entdeckten Lerndefizit genauer auf die Spur kommen – und sich pädagogisch besser auf die betroffenen Schüler einstellen können, haben die Spezialisten der Durham University (die für sich reklamiert, nach Oxford und Cambridge die drittälteste englische Universität zu sein), ein vollkommen neues Wahrnehmungsinstrumentarium entwickelt – eine zweistufige "Kombination aus Checkliste und einem Computerprogramm", das "Automated Working Memory Assesment" (AWMA).

Unter 3000 Schulkindern, die von den Durham-Wissenschaftlern beobachtet wurden, sollen durchschnittlich 10 Prozent unter einem mangelhaft arbeitenden Arbeitsgedächtnis leiden, was ihre Schulleistungen erheblich beeinträchtigt. Nach Angaben der Forschungsleiterin – und maßgeblichen Entwicklerin des AWMA – Tracy Alloway kann das Lehrpersonal mithilfe des Arbeitsgedächtnischecks Schulkindern dabei helfen, trotz Gedächtnisschwäche Methoden zu entwickeln, welche die Schwäche kompensieren können – und damit Zukunftsaussichten verbessern:

"Currently, children are not identified and assessed for working memory within a classroom setting. Early identification of these children will be a major step towards addressing under-achievement. It will mean teachers can adapt their methods to help the children’s learning before they fall too far behind their peers."

Wer sich davon genauer überzeugen will und zufällig in der Nähe von Redcar im amerikanischen Cleveland lebt, kann sich heute in einem Klassenzimmer der Lakes Primary School selbst ein Bild davon machen, wie das AWMA angewendet wird.