Pariser Bürgermeister will auch große Straßen zu Tempo-30-Zonen machen

Um die Verkehrsbelastung und die Luftverschmutzung zu reduzieren, soll der Autoverkehr verlangsamt und eine Stadtmaut eingeführt werden

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Paris nimmt den Kampf gegen die Autos auf, die die Stadt regelmäßig verstopfen und für schlechte Luft und Lärm sorgen. Zumindest will Bürger Bertrand Delanoe am 12. November seinen Plan zur Reduzierung des Verkehrs und der Luftverschmutzung vorlegen.

Am umstrittensten ist der Versuch, den Verkehr abzubremsen. Dafür sollen neue Tempo-30-Zonen sorgen - und dies nicht nur in Nebenstraßen, sondern etwa auch an großen Straßen wie auf der Avenue de Clichy ab 2013 und in den kommenden Jahren für andere Boulevards. Wie Le Monde berichtet, will die Stadt jeden Fall einzeln prüfen, ob sich dort die Geschwindigkeit herabsetzen lässt, um so die Luftverschmutzung und die Unfälle zu senken.

Eine Geschwindigkeitsreduktion um 5 Prozent senkt das Verletzungsrisiko bei Unfällen nach einer Studie um 10 Prozent und das Todesrisiko um 20 Prozent. Sie würde allerdings den CO2-Au8sstoß erhöhen, aber die gesundheitlich gefährliche Feinstaubbelastung senken. Nicht nur in Paris selbst soll die Geschwindigkeit reduziert werden, der Bürgermeister hofft auch, dass die Regierung genehmigt, die Geschwindigkeit der großen Straßen in der Peripherie von 80 auf 70 km/h zu senken. Aus den Vorstädten, den Banlieus, kommt schon heftige Kritik. Der Bürgermeister wolle ein "Boboland" ohne Autos realisieren, während der Automobile Club natürlich "die Idee einer Generalisierung der Tempo-30-Zonen" ablehnen und fordern, dass die Bürger darüber abstimmen sollen.

Unmut könnte auch das Vorhaben hervorrufen, Umweltzonen einzurichten, in die alte Fahrzeuge, die die Luft besonders belasten, nicht mehr fahren dürfen. Allerdings ist wäre die Regel sehr kulant. So sollen ab September 2014 PKWs und Nutzfahrzeuge, die älter als 17 Jahre sind, LKWs, die älter als 18 Jahre sind, und Motorräder, die älter als 10 Jahre sind, in den Umweltzonen verboten werden, die bis zur Autobahn A86 reichen. Überdies spricht sich der Bürgermeister für eine Stadtmaut aus. Sie soll aber nicht wie üblich Gebühren für die Einfahrt erheben, sondern für die auf den "städtischen Autobahnen" zurückgelegten Kilometer. In Paris und Umgebung soll zudem der Transit für LKWs verboten werden.

Das Fahrverhalten der Menschen in Paris hat sich jedoch in den letzten Jahren bereits stark verändert. Das 2007 eingeführte System von Mietfahrrädern (Vélib) hat sich bewährt. 250.000 Kunden wurden bereits gewonnen. Insgesamt wird das Fahrrad häufiger benutzt. In den letzten 10 Jahren sind 40 Prozent der Pariser vom Auto auf die öffentlichen Verkehrssysteme, eingeführt wurden auch Straßenbahnen, oder das Fahrrad umgestiegen oder gehen zu Fuß, nur noch 7 Prozent nutzen täglich das Auto. Insgesamt nutzen deutlich mehr Menschen häufiger das Fahrrad. Das geschieht freilich nicht nur freiwillig, sondern weil auch der Platz für Autos auf den Straßen und zum Parken in den letzten zehn Jahren um 75 Hektar zugunsten von Fußgängern, Fahrradfahrern und öffentlichen Verkehrsmitteln verringert wurde