Deutschland wird zum Bildungsabstiegsland

Der neue OECD-Bericht gibt Deutschland wieder einmal keine guten Noten

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Im neuen Bildungsbericht der OECD werden weiterhin große Unterschiede zwischen den Ländern offengelegt, was die Bildungschancen junger Menschen betrifft, zumal wenn sie aus armen Schichten oder aus Elternhäusern mit geringer Ausbildung kommen. Die Regierung müssten mehr Geld in Programme zur frühkindlichen Schulung investieren und die Kosten für höhere Ausbildung erschwinglich halten, um Ungleichheit zu reduzieren, die soziale Mobilität zu erhöhen und die Berufsaussichten der Menschen zu verbessern. Man könnte natürlich vermuten, dass nicht allen Parteien das Ziel einer verbesserten Chancengleichheit am Herzen liegt, zumal nicht in Zeiten der Krisen, in denen gerne zuerst an sozialen Ausgaben gespart wird und stärker auf Privatisierung gesetzt wird.

Die Bildungsausgaben der OECD-Staaten blieben zwar durchschnittlich mit einem Anteil von 13 Prozent an Gesamtausgaben stabil, aber sie sanken zwischen 2005 und 2009 in 19 der 32 Mitgliedsstaaten. Privat werden durchschnittlich 30 Prozent der Hochschulausbildung finanziert, aber mit riesigen Unterschieden. In Dänemark, Finnland und Norwegen sind es gerade einmal 5 Prozent, in Australien, Japan und den USA bereits 40 Prozent, in Chile, Südkorea und Großbritannien gar 70 Prozent, was die soziale Mobilität enorm reduziert.

Die Staaten müssen die Menschen zunehmend besser ausbilden, um in der "heutigen Wissensökonomie" weiterhin erfolgreich sein zu können, sagt OECD-Generalsekretär Angel Gurria. Attestiert wird Australien, Finnland, Irland und Schweden, dass sie am erfolgreichsten junge Menschen aus wenig gebildeten Familien einen Hochschulabschluss ermöglichen. In Italien, Portugal, der Türkei und in den USA ist die Bildungsmobilität dagegen gering. 40 Prozent der jungen Menschen aus wenig gebildeten Familien erreichen einen Sekundar-Abschluss (Abitur oder abgeschlossene Lehre), nur 20 Prozent einen Hochschulabschluss.

Eine gute Ausbildung sei jedoch entscheidend für soziale Mobilität und den Zugang zu gut bezahlten Jobs. So habe sich die Einkommenskluft weiter vertieft. Wer einen Hochschulabschluss besitzt, verdiente 2010 durchschnittlich 67 Prozent mehr als diejenigen, die nur einen Sekundarabschluss haben. 2008 waren es noch 58 Prozent mehr. Die Arbeitslosenquote liegt bei Männern mit Hochschulabschluss nur bei einem Drittel im Vergleich zu Männern mit nru einem Sekundarabschluss. Zudem hätten auch die Gesellschaften mehr, wenn sie mehr Geld in die höhere Ausbildung investieren. So gebe es bei Männern einen langfristigen Return of Invest etwa durch erhöhter Steuereinnahmen in viermaliger Höhe der Investition, bei Frauen soll er 2,5 mal so hoch sein. Zudem leben gut ausgebildete Menschen länger, gehen eher wählen und würden sich stärker für die Rechte von Minderheiten einsetzen.

Allgemein haben junge Frauen mit 40 Prozent eine höhere Wahrscheinlich als junge Männer (35 Prozent), einen höheren Abschluss als ihre Elter zu erlangen. Dafür sinken mit 15 Prozent mehr junge Männer unter den Bildungsstand ihrer Eltern als junge Frauen (11 Prozent). Das sieht also nicht hut aus für die Männer in der Wissensökonomie.

Mehr Abstieg als Aufstieg

Für Deutschland hat die OECD wieder einmal keine guten Nachrichten. Zwar sei die Vorschulbildung gut entwickelt und liege über dem OECD-Durchschnitt, schlecht sieht es jedoch beim Zugang zur Hochschulausbildung aus. 42 Prozent nehmen an der tertiären Ausbildung teil und 30 Prozent machen einen Hochschulabschluss. Damit liegt Deutschland weit unter dem OECD-Durchschnitt von 62 bzw. 39 Prozent. Zwar wächst der Anteil der Studenten und derjenigen, die graduieren, in Deutschland, in anderen Ländern jedoch schneller, so dass Deutschland zurückfällt.

Es ist eines der wenigen Länder, in denen sich nicht viel getan hat. Der Anteil der 25-34-Jährigen mit einem Hochschulabschluss liegt mit 26 Prozent (OECD: 38 Prozent) fast ebenso hoch wie der unter den 55-64-Jährigen mit 25 Prozent (OECD: 23 Prozent). Zwar werden Lehrer in Deutschland nach Luxemburg mit am besten bezahlt, aber der Beruf scheint dennoch nicht attraktiv zu sein. Nur Italien hat mehr ältere Lehrer. In Italien sind fast 60 Prozent der Lehrer 50 Jahre und älter, in Deutschland 50 Prozent

Deutschland gibt staatlich und privat nur 5,3 Prozent des BIP für Bildung aus (OECD: 6,2 Prozent), der Anteil an den staatlichen Ausgaben beträgt 10,5 Prozent (OECD: 13 Prozent). Auch was die Bildungsmbilität betrifft, gibt es für Deutschland schlechte Noten. Nur 20 Prozent erreichen einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern (OECD-Durchschnitt: 37 Prozent), mit 22 Prozent rutschen noch mehr nach unten (OECD: 13 Prozent). 12 Prozent der 15-29-Jährigen sind in Deutschland NEETs, also weder in Ausbildung, noch beschäftigt oder in einem Praktikum, allerdings ist dank des Wirtschaftswachstums deren Anteil gesunken (OECD: 15,8 Prozent)