Eon steigert Gewinn

Der Konzern möchte sich für den Betrieb seiner Gaskraftwerke zusätzlich bezahlen lassen, Regierung bräuchte jedoch nur die Emissions-Zertifikate verteuern

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Eon hat eine vorläufige Jahresbilanz veröffentlicht. Demnach hat der Konzern 2012 einen Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen von 10,8 Milliarden Euro gemacht. Das wäre eine Zunahme um 16 Prozent. Grund für die Steigerung seien vor allem bessere Verträge im Gasgeschäft. Das nachhaltige Geschäftsergebnis habe 4,3 Milliarden Euro betragen und wuchs damit um über 50 Prozent. Pro Aktie soll eine Dividende von 1,1 Euro ausgezahlt werden.

Gleichzeitig beklagt sich der Konzern, das Gaskraftwerke nicht mehr rentabel seien, weshalb die Stilllegung von Anlagen "überprüft" werde: "Gaskraftwerke in Europa (...) sind derzeit durch den ungesteuerten Zuwachs Erneuerbarer Energien und den daraus folgenden Niedergang des europäischen Emissionshandels überwiegend nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben." Aber offensichtlich ist man bereit, an dieser Stelle mit sich reden zu lassen: "Die Vorhaltung von Kapazität zur Sicherung der Versorgung muss daher angemessen kompensiert werden", hieß es am Donnerstag in einer Pressemitteilung der Düsseldorfer Konzern-Zentrale.

Dass die erneuerbaren Energieträger für den "Niedergang des europäischen Emissionshandels" verantwortlich sind, ist übrigens nicht einmal die halbe Wahrheit. Es stimmt allerdings, dass es derzeit eine wahre Schwemme von Zertifikaten gibt, sodass Mitte des Monates die Versteigerung von neuen Verschmutzungsrechten ausgesetzt wurde, weil sich kein Bieter fand. Einige Tage später wurden sie dann für nicht einmal vier Euro pro Tonne verschleudert. Eine Lenkungswirkung wird hingegen erst bei 20 bis 30 Euro pro Tonne erwartet (siehe auch Kohleausstieg bis 2040).

Aber Ursache für die Schwemme ist nur bedingt das Anwachsen der Erneuerbaren oder zumindest kann man dieser Branche nicht die Schuld zuschieben. Das Wachstum der letzten Jahre war von ihr selbst im Großen und Ganzen vorhergesagt worden. Schon Anfang 2009 hatte sie per detaillierter Studie gezeigt, dass die Entwicklung auf einen Anteil der Erneuerbaren von 47 Prozent an der Stromproduktion im Jahre 2020 hinausläuft. Die Regierung – Bundeskanzlerin Merkel wurde ein entsprechendes Gutachten im Januar 2009 überreicht – hätte also anfangen müssen, die Ausgabe der Zertifikate einzuschränken, zumal außerdem auch die Konjunktur lahmte und der Stromverbrauch entsprechend zurückging.

Es gäbe natürlich immer noch relativ einfache Lösungen für das Problem: Die Regierungen der beteiligten Staaten müssten entweder alte Zertifikate aus dem Markt nehmen, indem sie sie für ungültig erklären, oder weniger neue Zertifikate versteigern. Denkbar wäre zum Beispiel einfach zu entscheiden, dass keine Zertifikate unter 20 Euro pro Tonnen CO2 ausgegeben werden.

Doch was hat das alles mit Eons Gaskraftwerken zu tun? Nun wenn die CO2-Zertifikate teurer wären, dann hätte Gaskraftwerke bessere Wettbewerbsbedingungen. Pro erzeugter Kilowattstunde Strom stoßen sie nämlich deutlich weniger als ihre Hauptkonkurrenten, die Steinkohlekraftwerke, aus. Schon wäre deren Vorteil des billigeren Brennstoffs zumindest zum Teil aufgehoben.

Derweil betreibt Eon sowohl Steinkohle- als auch Gaskraftwerke und hat daher kein sonderliches Interesse an teureren Verschmutzungsrechten. Lieber möchte man eine Kompensation dafür kassieren, die Gaskraftwerke weiter betriebsbereit zu halten, damit sie das Netz notfalls stützen können.