So wertvoll wie ein kleines Stoppschild

Außer Kontrolle

Bürgerarbeit zum Billigtarif - Neues aus der Kreativwerkstatt von Frau von der Leyen.

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Ach, unsere Vaudel - erst inspririert sie Strafverfolgung und Politik gleichermaßen zu Stoppschildern, die vor der auf uns massenweise hereinbrechenden Kinderpornographie aufgestellt werden sollen, auf dass wir nicht durch den Anblick eines wirklichkeitsnahen Geschehens gar plötzlich unsere sexuellen Präferenzen aus dem stinkenden Schweinestall beziehen - und nun frischt sie also die Arbeitslosigkeitsszene mit neuen Ideen auf.

Immerhin ist ja die Bürgerarbeit, wie sie von der Leyen so vorschwebt, ebenso ein "Milliardenmarkt" wie die Kinderpornographie im Internet, wobei es hier vielleicht sogar belastbare Zahlen gibt (mal was Neues für die sonst eher im Bereich der erfundenen Zahlen heimischen von der Leyen). Und so wie es vorher die gequälten Kinderseelen zu retten galt, gilt es nun die gequälten Arbeitslosenseelen zu retten. Gleich 33.000 neue Stellen soll es geben für diejenigen, die im ersten Arbeitsmarkt keine Chance haben, diese aber vielleicht nach jahrelanger Bürgerarbeit bekommen werden können (oder so). Bis zu 900 Euro brutto soll es für bis zu 30 Stunden wöchentlich geben, was einen üppigen Stundensatz von immerhin 7,50 Euro ausmacht.

"Die Modellprojekte, die bereits in Sachsen-Anhalt und in Bayern laufen, zeigen, dass allein der Druck, eine gemeinnützige Arbeit annehmen zu müssen, die Zahl der Hartz-IV-Empfänger sinken lässt. Nach Angaben des Arbeitsministeriums würden etwa 10 bis 20 Prozent der Betroffenen die Arbeit nicht annehmen und sich zugleich gänzlich aus dem Hartz-IV-Bezug verabschieden"

, heißt es passenderweise in der Meldung und da schließt sich dann der Kreis - denn was wollen wir mehr als sinkende ALG II-Zahlen, egal ob nun durch weitere sinnfreie Weiterbildung (ein Milliardenmarkt ;) a la Mausschubsen für Systemadministratoren, 1-Euro-Jobs, die zum lustigen "Reise nach Jerusalem"-Spielchen einladen (wann wird wohl der früher bei der Firma, die die Stadtreinigung übernahm, angestellte Herr sich über den 1-Euro-Job wieder bei Stadtreinigung wiederfinden und dafür einen regulär angestellten Herrn verdrängen, der dann in 2 Jahren vielleicht den 1-Euro-Job übernimmt?) oder eben die neue Bürgerarbeit.

Und es gibt soooo viel zu tun. Alte Leute gilt es zu betreuen, in Sportvereinen kann ausgeholfen werden und von den diversen Tätigkeiten im Bereich "Unsere Welt soll schöner werden" wie Rattenfangen, Hundedreck aufsammeln und Co. wollen wir gar nicht erst anfangen. Sozialbeiträge werden die glücklichen Gewinner der Bürgerarbeitsverlosung übrigens von den 900 Euro zahlen müssen, aber dafür werden sie auch gefordert und gefördert. Und wenn sich dann in ein paar Monaten feststellen lässt, dass so richtig mal gegen das Milliardenproblem Langzeitarbeitslose vorgegangen wurde, dann wird man sehen, dass die Bürgerarbeit fast so wirksam ist wie ein Stoppschild: Das Problem ist raus aus der Öffentlichkeit, niemand wird mehr von ALG II zum Nichtstun angefixt und die Zahlen können auch stolz präsentiert werden, vielleicht sogar wieder mit Filmvorführung. Was ist schon Lena gegen ein solches Frau-Wunder wie unsere Ursula?