Facebook kann Asthma-Anfälle auslösen

In Lancet berichten italienische Ärzte von einem jungen Mann mit Liebeskummer und von Sozialen Netzwerken, die psychischen Stress auslösen können

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Für einen 18-jährigen Italiener hatte Facebook offenbar keinen guten Einfluss. Das berichten zumindest Ärzte in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet. Die Benutzung von Facebook habe bei dem jungen Mann wieder zum Ausbruch von Asthma geführt, das zuvor durch medikamentöse Behandlung verschwunden gewesen war. Eigentlich ist weniger ein Bericht darüber, wie Facebook zu Asthma führt, sondern in welche Probleme das soziale Netzwerk mit seinen Features junge Verliebte führen kann.

Wie die Ärzte schreiben, hat sich die Freundin des jungen Mannes von diesem abgewandt. Das erfuhr dessen Mutter, nachdem dieser wieder verstärkt Asthmaanfälle hatte und selbst im Sommer Medikamente einnehmen musste. Genaueres berichten die Ärzte nicht, jedenfalls hat die ehemalige Freundin den jungen Mann auch aus der Liste ihrer Freunde gestrichen. Das scheint diesen schwer verletzt zu haben, zumal er nun nicht mehr weiß, was sie so virtuell treibt. Also hat er es erreicht, über ein Pseudonym, also durch Täuschung, wieder zum Freund erkoren zu werden – und dabei festzustellen, dass die junge Frau auch weitere Facebook-Freundschaften mit Männern geschlossen hat.

Nicht nur die Aufkündigung der Beziehung, sondern auch die Facebook-Erkenntnisse haben bei dem jungen Mann eine depressive Stimmung ausgelöst. Nicht ungewöhnlich bei Liebeskummer, der aber möglicherweise weiter und stärker köchelte, weil Facebook es dem jungen Mann ermöglichte, seiner früheren Freundin nachzuspionieren und sie so virtuell zu überwachen bzw. einen auf Täuschung aufbauenden Kontakt zu ihr zu halten.

Wenn er sich bei Facebook anmeldete und in den Überwachungsmodus eintrat, scheint er des Öfteren Atemnot bekommen zu haben. Seine Mutter wurde von den Ärzten beauftragt, bei ihrem Sohn vor und nach der Internetbenutzung einen Lungenfunktionstest zu machen. Die Lungenkapazität beim Ausatmen war "Post-Facebook", wie die Ärzte schreiben, um 20 Prozent geringer als davor. Daher sei die Facebook-Benutzung als Auslöser zu betrachten, die zu Hyperventilation führe. Andere Faktoren habe man ausschließen können. Die Behandlung war ganz einfach, der junge Mann sollte Facebook meiden. Nachdem er dem Rat des Psychiaters gefolgt war, hörten auch die Asthma-Anfälle wieder auf.

Die Ärzte sehen in dem Fall einen Hinweis darauf, dass "Facebook und ganz allgemein Soziale Netzwerke eine neue Quelle für psychischen Stress darstellen können, die zum auslösenden Faktor für Anfälle bei depressiven asthmatischen Personen führen können". Weil Asthma häufig vorkomme - in Deutschland leiden etwa 5 Prozent darunter -, empfehlen die Ärzte, dass ihre Kollegen diese Ursache für Asthmaanfälle mit berücksichtigen sollten.