Aldi-PC im Test [Update]

In den Aldi-PC baut Medion ein optisches Laufwerk ein, das sowohl Blu-ray Discs als auch HD DVDs abspielen kann. Auch bei den Anschlüssen zeigt sich der Rechner flexibel.

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Von
  • Benjamin Benz

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In die Mulde oben auf dem Aldi-PC passt eine externe Festplatte mit eSATA- oder USB-Anschluss. Vergrößern

Alle Jahre wieder bringt Aldi kurz vor Weihnachten einen Allround-PC, über dessen diesjährige Kenndaten wir bereits vor einigen Tagen berichtet haben. Da Aldi-Süd den Rechner bereits gestern im Angebot hatte, Aldi-Nord ihn aber erst am heutigen Donnerstag in die Regale räumt, bot sich für uns seit langem mal wieder die Gelegenheit, ein Exemplar zu kaufen und zu testen, bevor der Rechner wieder vom deutschen Markt verschwunden ist.

In den aktuellen Aldi-PC namens "Medion MD 8828 Akoya" baut Medion ein OEM-Mainboard im MicroATX-Format von MSI (MS-7502) kopfüber ein. So erinnert die Bauform des MD 8828 auf den ersten Blick ein wenig an das BTX-Format. Der P35-Chipsatz und die ICH9-Southbridge stammen von Intel. Den AHCI-Modus hat Medion aktiviert.

Ein Blick ins Innere des Medion MD 8828 Akoya erinnert eher an einen Selbstbaurechner denn an ein Serienprodukt: Die Kabel verlaufen kreuz und quer durch den Rechner. Immerhin hat Medion ein paar Kabelbinder spendiert. Farbe und Optik der hochglänzenden schwarzen Plastikfront sind sicherlich Geschmackssache. Allerdings sieht man jeden noch so kleinen Kratzer sofort.

Mit dem flotten Doppelkernprozessor Core 2 Duo E6750 und zwei PC2-5300-Riegeln von Samsung mit zusammen 2 GByte kommt der Aldi-Rechner unter Windows Vista bei CPU-lastigen Anwendungen auf sehr gute Benchmarkwerte. Auch die Festplatte von Seagate ist schnell – nicht zuletzt dank 32 MByte Cache – und bietet mit 500 GByte genug Platz für etliche Stunden Videoaufzeichnung. Allerdings ist sie deutlich hörbar und ihr Rattern – insbesondere bei der Laufwerksindizierung, mit der Vista sich gelegentlich die Zeit vertreibt – nervt.

Besonders interessant macht den ALDI-PC das optische Hybrid-Laufwerk LG GGC-H20N, das nicht nur Blu-ray Discs und HD DVDs abspielen, sondern auch DVDs und CDs beschreiben kann. Bislang hat LG es noch nicht in den Einzelhandel gebracht – Gerüchten zufolge soll es rund 250 Euro kosten.

Bei unserem Testgerät stand der Ländercode des Laufwerks seltsamerweise auf Nordamerika. Leider meldet PowerDVD, dass die fünf möglichen Regionswechsel, die die Filmindustrie einem Käufer zugesteht, bereits verbraucht wären. Verwunderlich, da wir den Rechner am ersten Verkaufstag kurz nach Ladenöffnung erworben haben und es sich somit nicht um ein Retour-Gerät handeln kann. Unsere deutschen Blu-ray-Discs konnten wir jedenfalls auf Anhieb nicht abspielen.

[Update] Die installierte Version von PowerDVD Ultra liest den Region Code nicht korrekt aus dem Laufwerk aus und verweigert daher die Wiedergabe von deutschen Blu-ray Discs mit Ländercode. Das betrifft in erster Linie Discs von Fox sowie einige von Sony sowie viele herkömmliche DVDs. Im Auslieferungszustand steht im Laufwerk noch kein Ländercode, dieser lässt sich jedoch im Windows-Gerätemanager eintragen. Eine neuere Version von PowerDVD Ultra (Build 3516) schafft es dann auch diesen aus dem Laufwerk auszulesen und die deutschen Medien abzuspielen. Sie nutzt auch die Video-Decoder-Funktionen der Grafikkarte voll aus und die CPU-Belastung hält sich im Rahmen.

Aber damit nicht genug: Auch der eingebaute Kartenleser funktionierte bei unserem Testgerät nicht. Nachdem wir alle Stecker auf dem Mainboard und am Frontpanel noch mal festgedrückt hatten, war er jedoch bereit, unsere Speicherkärtchen zu lesen – allerdings mit eher mageren 8 MByte/s. Die Netzwerkschnittstelle beherrscht nur 100 MBit/s und ist damit auf dem Papier langsamer als das WLAN-Interface, das sogar 802.11n versteht.

Die Media-Center-Oberfläche von Windows Vista tut sich mit dem TV-Kombi-Tuner für DVB-T und -S sowie Analog-TV und Medions "TV Enhance"-Plug-in schwer: TV Enhance wollte immer nur den DVB-S-Teil der Karte ansprechen. Bei einer Kanalsuche stürzte das Plug-in dann auch noch ab. Die von Medion ebenfalls installierte Oberfläche TV-Central bietet zwar alle drei Empfangsarten an, produzierte aber immer wieder Abstürze.

Die Grafikkarte bezeichnet Aldi auf dem Karton als GeForce 8600 GS. Diese Version kennt – wie schon früher bei Aldi-PCs – die Nvidia-Webseite nicht. Es handelt sich wohl um eine kastrierte 8600 GT. In puncto GPU- (540 MHz) und Shader-Taktfrequenz (1200 MHz) steht sie der GT in nichts nach, muss sich jedoch mit 256 MByte GDDR2-Speicher begnügen. Dieser läuft nur mit 400 MHz. Auf die 3D-Leistung hat das einen nicht unerheblichen Einfluss: Erreichte in unserem PC-Bauvorschlag aus c't 25/07 eine GeForce 8600 GT zusammen mit einem E6550 (2,66 GHz) rund 9144 Punkte beim 3D Mark05, so kommt der Aldi-PC trotz der um 333 MHz höher getakteten CPU nur auf 5436 Punkte. Für moderne Direct3D-10-Ego-Shooter wie Crysis eignet er sich nur bedingt. Ein zweieinhalb Jahre altes Spiel wie Splinter Cell CT läuft hingegen bei XGA-Auflösung mit rund 34 fps akzeptabel. Immerhin kommt die Grafikkarte ohne Lüfter aus.

Sehr erfreulich ist hingegen die breite Palette an Anschlüssen, die sie bereitstellt: DVI-I, HDMI, VGA und SCART, Composite, S-Video und Komponenten (YPbPr) erlauben den Anschluss verschiedenster Anzeigegeräte. Allerdings sind nicht beliebige Kombinationen der Buchsen gleichzeitig nutzbar. So sind beispielsweise HDMI- und DVI-Ausgang parallel geschaltet. Entscheidet man sich für die HDMI-Buchse, bekommt man auch den Ton digital bis zum Fernseher und eine lückenlose Kopierschutzkette (HDCP) ist gewährleistet. Allerdings muss man sich dann unter Umständen mit dem Overscan-Betrieb des Anzeigegerätes herumschlagen. Mit etwas Pech erscheint der Windows-Desktop so nicht gestochen scharf.

Aldi liefert sowohl Funkmaus als auch -tastatur mit. Den Empfänger für beide hat Medion leider nicht – wie bei früheren Aldi-PCs – innen ins Gehäuse gebaut, sondern man muss ihn extern an einen USB-Anschluss hängen. Wir haben den hässlichen Empfänger bequemerweise in den Datenhafen – in dem auch eine für 99 Euro erhältliche externe eSATA- oder USB-Platte andocken kann – oben auf dem Gehäuse geworfen. Da er dort aber durch das Blechgehäuse abgeschirmt wird, hatten wir Aussetzer bei Maus und Tastatur. Aber auch bei einwandfreiem Empfang nervt die Maus, da sie schon nach wenigen Sekunden in den Tiefschlaf verfällt, aus dem sie nur durch einen beherzten Klick wieder aufwacht. Immerhin versteckt Medion den Funkempfänger für die Media-Center-Fernbedienung hinter der Frontplatte.

Mit einem Laufgeräusch von 1,1 (ruhender Windows Desktop) bis zu 1,7 Sone beim Plattenzugriff zählt der Aldi-PC nicht mehr zu den flüsterleisen PCs und bekommt beim Autor dieses Textes Wohnzimerverbot. In einem Kinderzimmer oder einem Großraumbüro dürfte er jedoch – bis auf das Rattern der Platte – nicht auffallen. Die elektrische Leistungsaufnahme liegt mit 81,7 Watt im Leerlauf bis 149 Watt unter Volllast für einen Desktop-PC im Rahmen.

Der Aldi-PC ist mit dem teuren Hybrid-Laufwerk klar auf Multimediaanwendungen ausgelegt. Er bietet Anschlüsse für nahezu alle möglichen Anzeigegeräte, Stereoanlagen (elektrisches und optisches SPDIF, 7.1 Sound) und Erweiterungen (USB, FireWire, eSATA) und ist für beliebige TV-Signale ausgelegt. Die TV-Software lässt jedoch keine Freude aufkommen. Noch mehr frustriert hat uns, dass die mitgelieferte Power-DVD-Version erst einmal keine deutschen Blu-ray-Filme abspielte. Für eine Grafikkarte, die Spielerherzen höher schlagen lässt, hatte Medion in dem Budget offensichtlich keinen Platz mehr. Reine Rechenleistung für Büro- oder Multimediaaufgaben bietet der Aldi-PC indes mehr als genug. Unter dem Strich hat unser Testgerät trotz der guten Ausstattung und des moderaten Preises von 899 Euro einen schalen Nachgeschmack hinterlassen.

Bewertung
Systemleistung Office sehr gut
Systemleistung Spiele zufriedenstellend
Systemleistung Gesamt gut
VGA-Signalqualität zufriedenstellend
Geräuschentwicklung zufriedenstellend
Ausstattung sehr gut
Systemaufbau zufriedenstellend
(bbe)