Myst wird zum Buch, wird zum PC

Neben der Spur

Mysteriös, warum man sich Myst jetzt noch als PC im Buch bauen soll.

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Mike Ando hat zwei Leidenschaften: Myst und den Drang, dafür über 15.000 USD auszugeben. Für alle, die jetzt nicht unbedingt schon über dreissig sind und die 90er des vergangenen Jahrhunderts eher mit der Sesamstrasse verbracht haben: Myst ist eines der ersten digitalen Knobelspiele gewesen, das in einer Landschaft eingebettet stundenlanges Herumgeklicke ermöglichte. Ein Freund von mir hat mit dem erfolglosen Versuch, Folge III zu lösen, benahe seinen Naturkostladen ruiniert. Ein wenig Zeit hat das Spiel schon verbraucht.

Und nun kommt eben Mike Ando daher und baut das Spiel in ein Buch ein. Nicht in irgendein Buch. Er hat sich für die antiquierte Lösung entschieden. Der Wälzer ist bereits 135 Jahre alt. Und, ach ja, der PC läuft mit Windows XP und hat eine Batterielaufdauer von zwei Stunden. Das reicht gerade einmal für ein Rätsel. Oder im Fall meines Freundes für die verzweifelte Frage, welchen gottverdammten siebenundreissigsten Klick links er nun wieder vergessen hat, um das Schloss in Bild drei aufzumachen. Hätte doch nur jemand Mike Ando gesagt, dass es inzwischen sehr, sehr dünne Bildschirme gibt, die sich vermutlich wie ein Lesezeichen in jedes Buch hineinlegen lassen. Er hätte zumindest den Wälzer nicht zerschneiden oder sehr viel Geld ausgeben müssen.

Einerlei. Wir wissen natürlich nicht, warum sich Herr Ando für diese Art des elektronischen Buchs entschieden hat. Wir wissen natürlich nur, dass die Online-Version von Myst, Uru, mysteriöserweise immer noch existiert, obwohl sie ein paar finanzielle Schwierigkeiten hatte und von Spendengeldern darben muss. 15.000 USD hätten da sicher sehr gut getan.

Auf der anderen Seite wäre Myst in der verlassenen Variante eigentlich nur konsequent, wenn man das Spiel kennt. Aber das war jetzt mehr ein Insiderjoke.

Klappen wir das Buch zu, Kapitel Myst sollte eigentlich beendet sein.