Boreale Nadelwälder können das Klima abkühlen

Nach einer Studie könnten die Nadelwälder nicht unerheblich zur globalen Klimaregulierung beitragen.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wälder können nicht nur durch Aufnahme von CO2 wichtig sein, um die Klimaerwärmung zu dämpfen. Britische und deutsche Forscher weisen nun in einer Studie darauf hin, dass boreale Nadelwälder auch noch eine bislang nicht beachtete klimakühlende Wirkung haben. Bislang wurde vermutet, dass die Nadelwälder im Norden Eurasiens und Nordamerikas auch aufgrund ihrer dunklen Färbung mehr Sonnenlicht als von Gras bewachsenes Land absorbieren und so trotz der CO2-Aufnahme auch einen Beitrag zur Klimaerwärmung leisten könnten.

Dominick Spracklen und Kenneth S. Carslaw vom Institute for Climate and Atmospheric Science an der Leeds University sowie Boris Bonn vom Institut für Atmosphäre und Umwelt an der Universität Frankfurt machen in ihrer Studie, die in der Zeitschrift Philosophical Transactions A der Royal Society erschienen ist, darauf aufmerksam, dass bislang die von Nadelwäldern in die Luft abgegebenen Partikel auch die in der Atmosphäre befindlichen Aerosole beeinflussen, die wiederum Wassertropfenbildung und Wolkenentstehung begünstigen. Terpene, flüchtige Kohlenwasserstoffe, die von Nadelwäldern freigesetzt werden, sind für deren Duft verantwortlich, aber sie verstärken auch die Tröpfchenbildung.

Die Wissenschaftler haben mit dem Global Model of Aerosol Processes (GLOMAP) die Wolkenbildung über einer Grasfläche und einer gleich großen, mit borealem Wald bewachsenen Fläche verglichen. Danach würde die Konzentration der wolkenbildenden Partikel von 230 auf 120 Partikel pro Kubikzentimeter fast halbiert, wenn der Wald abgeholzt und durch Grasland ersetzt würde. Terpene reagieren in der Atmosphäre und führen durch Oxidation zur Bildung von organischen Verbindungen, die viele kleine Partikel kondensieren und als Wolkenkondensationskeime fungieren. Diese sind so groß, dass mehr Tropfen als sonst entstehen können.

In einer Höhe von einem Kilometer verdichten sich dadurch die Wolken, wodurch zusätzliche 5 Prozent Sonnenlicht reflektiert werden. Diese kühlende Wirkung der borealen Wälder könnte, so die Wissenschaftler, eine globalen Effekt haben, so dass boreale Wälder einen wichtigen Beitrag zur globalen klimatischen Homöostase leisten. Während in den kalten Regionen, in denen lange Zeit Schnee liegt, boreale Wälder tatsächlich zur Klimaerwärmung beitragen können, würden sie bei größerer Wärme, durch die auch mehr Terpene freigesetzt werden, das Klima abkühlen. Auch wenn so die Verhältnisse wie so oft nicht einfach sind, würden die Ergebnisse der Studie dafür sprechen, zumindest in gewissen Zonen zur Bekämpfung der Klimaerwärmung Wälder nicht abzuholzen, sondern eher neu zu pflanzen.