Auge um Auge, Knarre um Knarre

Mitten in der US-Waffendebatte schießt eine texanische Bank dazwischen: Schusswaffen sind in der Filiale ausdrücklich erlaubt – man müsse sich schließlich gegen Überfälle verteidigen können

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"Das einzige, was einen bösen Menschen mit einer Waffe stoppen kann, ist ein guter Mensch mit einer Waffe", sagte Wayne LaPierre nach dem Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School, der sich am 14. Dezember 2012 in der Kleinstadt Newtown im US-amerikanischen Connecticut ereignete. Wayne ist Geschäftsführer der mächtigen US-Waffenlobby National Riffle Association (NRA) und hat seine ganz eigene Logik was Waffen angeht: Das Problem sei nicht, dass man die Knarren problemlos während des Wochenendeinkaufs bei Walmart kaufen könne. Das Problem sei vielmehr, dass an den Schulen keine bewaffneten Sicherheitskräfte patrollieren. Diesem Hochrüsten will Präsident Barack Obama nun mit neuen Waffengesetzen ein Ende bereiten. Doch während Obama sich mit republikanischen Waffennarren rumschlägt und Paragraphen wälzt, ruft eine Bankfiliale in der texanischen Provinz die Selbstjustiz aus:

Die Chappel Hill Bank liegt in einem 350-Seelendorf in der Provinz und ist rund 41 Kilometer von der Millionenstadt Houston entfernt ist. Tiefstes Texas also, Land der Cowboys – und waffenbegeisterten Bankmanager: Ed Smith, Präsident der "Chappel Hill Bank", hat seinen Kunden erlaubt, mit Handfeuerwaffen seine Filiale zu betreten. Ja, er hat es nicht nur erlaubt – er empfiehlt es ausdrücklich. Ein großer "Waffen-Erlaubt"-Aufkleber an der Eingangstür macht die Bankkunden darauf aufmerksam, dass sie ihre Ballermänner mit hereinbringen dürfen – unter der Bedingung, dass sie verdeckt, also nicht sofort sichtbar sind.

Und warum all das? Ed Smith gibt sich kämpferisch: "Wir sind fünf Mal überfallen worden, jedes Mal von Yankees. Jeder will, dass die Regierung etwas unternimmt; die Menschen müssen die Dinge selbst in die Hand nehmen: Wenn Sie diese Bank überfallen wollen, dann werden Sie in einer Welt des Schmerzes sein." Seit der neuen Regelung ist die Bank nicht wieder überfallen worden, betont Ed Smith – eine Erklärungslogik, die die NRA nur zu gerne teilt. Doch wenn es keine Schusswaffen mehr gibt, gibt es auch keine Banküberfälle, die mit Hilfe solcher Waffen ausgeübt werden. Und überhaupt ist es hochgradig gefährlich, wenn die Bevölkerung eines Landes bis an die Zähne bewaffnet ist. Das US-Onlinemagazin "Slate" führt auf seiner Homepage eine laufend aktualisierte Statistik darüber, wie viele Menschen in den Vereinigten Staaten seit dem Amoklauf von einer Schusswaffe tödlich verwundet wurden: Vom 14. Dezember 2012 bis zum 21. Januar 2013 sind in den USA 1099 Menschen durch eine Schusswaffe getötet worden – eine Zahl, die keines weiteren Kommentars bedarf.