Aufatmen in Spanien und Italien

Die Versteigerung von Staatsanleihen beider Länder lief, im Vergleich zu früheren Auktionen, besser

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Die Mittelmeerländer Spanien und in Italien können in der Schuldenkrise etwas durchatmen. Es ist ihnen am Donnerstag gelungen, ihre Staatsanleihen loszuschlagen und sie mussten sogar deutlich niedrigere Zinsen bezahlen. Besonders gilt das für Spanien, denn hier verfestigt sich ein Trend, nachdem die konservative Volkspartei (PP) kürzlich die Macht übernommen hat. Offenbar trauen die Finanzmärkte dem neuen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy eher zu, das Land aus der Misere zu führen, als seinem sozialistischen Vorgänger. Schon am Jahresende konnten die Iberer kurzfristige Anleihen günstiger versteigern.

Spanien hat Papiere mit Laufzeiten von drei, vier und fünf Jahren versteigert. Statt der erwarteten fünf Milliarden Euro konnte das Land sogar fast zehn Milliarden einnehmen. Die Nachfrage war mit 18,6 Milliarden Euro sogar deutlich überzeichnet. Fast 4,3 Milliarden Euro wurden über Bonds mit dreijähriger Laufzeit eingenommen. Die durchschnittliche Rendite lag bei 3,38 Prozent. Sie lag fast 0,7 Prozentpunkte niedriger als noch am 15. Dezember, bevor Rajoy seinen Amtseid ablegte. Ähnliche Abschläge gab es auch bei den vier- und fünfjährigen Anleihen. Über Fünfjahresläufer wurden gut 3,2 Milliarden Euro für eine Durchschnittsrendite von gut 3,91 Prozent eingenommen. Bei der letzten Auktion lag sie noch bei fast 4,84 Prozent.

Das viertgrößte Euroland kann aufatmen, obwohl die Zinsen weiterhin hoch sind, denn das Land muss für fünfjährige Anleihen noch einen doppelt so hohen Zinssatz bezahlen wie Deutschland für zehnjährige. Bundesanleihen mit fünfjähriger Laufzeit gingen am Mittwoch sogar für 0,9 Prozent weg. Der Risikoaufschlag für Spanien im Vergleich zu zehnjährigen Bundesanleihen ist am Sekundärmarkt zwar nach der Auktion am Donnerstag von 350 auf 334 Basispunkte gefallen, doch ist er mit gut 3,3 Prozentpunkten langfristig zu hoch. Spanien kann die hohen Zinsen wegen der relativ niedrigen Staatsverschuldung von etwa 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aber besser verkraften als Italien.

Italien

Dessen Staatsverschuldung dürfte Ende 2011 schon über 120 Prozent des BIP gelegen haben. Das Land wird dabei nur noch von Griechenland übertroffen. Angesichts eines Schuldenbergs von zwei Billionen Euro belasten hohe Zinsen den Haushalt deutlich stärker. Dass sich die Renditen für Italien am Donnerstag sogar mehr als halbiert haben, ist zwar positiv, hat aber vor allem damit zu tun, dass sie zuvor extrem hoch waren.

Rom konnte durch Anleihen mit Laufzeiten von sechs und zwölf Monaten die erwarteten 12 Milliarden Euro einnehmen. Musste das Land im Dezember noch eine Durchschnittsrendite von 5,95 Prozent für einjährige Papiere bieten, lag die nun bei 2,74 Prozent. Für sechsmonatige Bonds musste das Land gut 1,64 Prozent zahlen. Für sechsmonatige Bundesanleihen akzeptierten die Anleger dagegen am Montag erstmals negative Zinsen. Sie erhalten weniger Geld zurück, als sie ausgegeben haben und bezahlen praktisch eine Gebühr für eine sichere Aufbewahrung. Damit zeigt sich die allgemeine Unsicherheit deutlich.

Insgesamt hat sich nach Ansicht von Experten die Lage für das drittgrößte Euroland, das weiter mit zu hohen Zinsen konfrontiert ist, nur etwas entspannt. Der Spread für zehnjährige italienische Anleihen war zu Jahresbeginn sogar wieder gestiegen und hatte die Grenze von sieben Prozent deutlich überschritten, an der Griechenland, Irland und Portugal schon unter den europäischen Rettungsschirm gehen mussten. Die Rendite war sogar auf fast 7,15 Prozent geklettert. Ob auch Italien aufatmen kann, zeigt sich erst am heutigen Freitag, wenn das Land fünfjährige Anleihen ausgibt, um knapp fünf Milliarden einzunehmen.

Keine Entwarnung

Entwarnung kann trotz niedrigerer Zinsen für Spanien und Italien nicht gegeben werden. Mit Belgien und Frankreich, die zuletzt auch deutliche Zinsaufschläge verkraften mussten, brauchen sie bis Ende April etwa 400 Milliarden Euro, um auslaufende Anleihen zu refinanzieren und die Zinsen bezahlen zu können. Jede Verwerfung kann die Zinsen schnell wieder in die Höhe treiben. Höhere Zinsen sind wegen der anstehenden Entscheidungen über das zweite Nothilfepaket für Griechenland in einer Höhe von 130 Milliarden Euro schon vorprogrammiert, denn die Verhandlungen zur privaten Gläubigerbeteiligung am Schuldenschnitt kommen nicht voran.

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) glaubt nicht mehr, dass die auf dem EU-Gipfel beschlossene Umschuldung ausreicht, damit das Land wieder auf die Beine kommen kann. Zudem lahmt die Wirtschaft im gesamten Euroraum wieder. Die Wirtschaftsleistung in Frankreich stagniert und in Deutschland ist sie nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im vierten Quartal 2011 erstmals wieder geschrumpft. Griechenland und Portugal versinken längst in der Rezession und auch Spanien und Italien werden wegen der Sparprogramme und der massiven Steuererhöhungen wahrscheinlich in die Rezession rutschen.

Dass mit Valencia die erste spanische Region praktisch pleite ist, wird Spanien belasten, dessen Haushaltsdefizit ohnehin höher ausfällt als erwartet, wofür vor allem die Regionen verantwortlich sind, die sich nicht an die Sparvorgaben gehalten haben. Die Probleme Valencias sind auch der Ratingagentur Moody's aufgefallen, welche die konservative Region nicht vorrausschauend, sondern in der Rückschau auf Ramsch-Niveau abgestuft hat.