Steinbrück singt Duett mit Musikindustrie

Urheberrecht wird Wahlkampfthema

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Bei seinen diversen Wahlkampfterminen tingelte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück auch bei der Musikindustrie. Wie „Musikmarkt“ meldet, machte Steinbrück den Musikanten – genauer: den Verwertern – in der Universal-Music-Deutschlandzentrale seine Aufwartung. Dort lauschte er dem Musikmanager Frank Briegmann, der das Kunststück fertig brachte, sowohl eine Jubelarie auf eine Umsatzsteigerung im Digital-Musik-Sektor im vergangenen Jahr um 20% zu singen, als auch gleichzeitig das Klagelied auf die Bedrohung des "geistigen Eigentums" anzustimmen, das "endlich wirksam geschützt" werden solle.

Statt den offensichtlichen Widerspruch zwischen beeindruckender Umsatzsteigerung und behaupteter Gefährdung des Geschäftsmodells zu erkennen, pflichtete Steinbrück dem Lobbyisten offenbar bei. So heißt es denn auch im SPD-Regierungsprogramm 2013: "Das geistige Eigentum ist der Rohstoff der Kultur- und Kreativwirtschaft. Die unverbrüchliche Verbindung zwischen Urheber und Werk darf nicht relativiert werden. Der Schutz des geistigen Eigentums ist für die SPD deshalb essentiell." Briegmann kündigte an, Steinbrück insoweit beim Wort zu nehmen. Offenbar noch nicht bei der SPD angekommen ist eine aktuelle EU-Studie, die besagt, dass "Online-Piraterie" dem digitalen Musikabsatz nicht schadet.

Insgesamt machte die Musikindustrie im vergangenen Jahr trotz der 20%igen Steigerung im Downloadbereich 3,2% weniger Umsatz. Die angeblich so tüchtigen deutschen Musikverlage hatten sich vor einigen Jahren wegen ihrer Resistenz gegen Innovation einen Großteil des boomenden Download-Geschäfts von Apple (iTunes) und Amazon aus der Hand nehmen lassen, hinken dem Markt insoweit unbeholfen hinterher.

Ein nicht unwesentlicher Faktor für den Umsatzrückgang könnte darin liegen, dass die Werke aktueller Künstler in Deutschland deshalb relativ unbekannt sind und bleiben, weil sie auf dem insoweit immer wichtiger gewordenen Portal YouTube aufgrund des Pokers der GEMA herausgefiltert werden, im Jugendmedium Nr.1 "Internet" daher häufig nicht präsent sind. Auch rein praktisch lassen sich Kaufrückgänge damit erklären, dass verprellte Musikfreunde deshalb weniger Geld ausgeben, weil sie wegen aufgenötigten Kosten für Massenabmahnungen schlicht und ergreifend weniger im Geldbeutel haben.