Fressen wir uns mit Fleisch in die Klimaerwärmung und in Krankheiten?

Sollen die Klimaziele erreicht werden, müssten die Menschen weniger rotes Fleisch essen - und würden dabei auch gesünder leben

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Ein Drittel der von Menschen verursachten CO2-Emissionen geht auf das zurück, was die Menschen essen und trinken, zumindest in einem Land wie Großbritannien. Und dabei spielt rotes und verarbeitetes Fleisch eine gewichtige Rolle. Die Hälfte der durch Lebensmittel und ihre Herstellung verursachten CO2-Emissionen, so britische Wissenschaftler von der University of Cambridge im British Medical Journal (BMJ), gehen auf rotes Fleisch oder eher auf die Tierhaltung zurück, weltweit sind es nach der FAO 18 Prozent. Wenn das Klimaziel der britischen Regierung von einer Reduzierung der CO2-Emissionen um 80 Prozent bis 2050 überhaupt erreichbar sein sollte, dann müssten die Briten erheblich weniger rotes Fleisch konsumieren.

Der Appell, den Fleischkonsum zu reduzieren, um die anthropogen verursachten CO2-Emissionen herunterzufahren, wird freilich bei den Meisten keine Änderung ihrer Lebensgewohnheiten verursachen. Die Folgen der Klimaerwärmung werden die Menschen letztlich erst später erfahren, zudem scheint es vielen keine wichtige Angelegenheit mehr zu sein. Das wissen die Wissenschaftler auch, weswegen sie ihren Appell mit neuen Schätzungen für das bekannte Gesundheitsrisiko des Konsums von rotem Fleisch unterlegen. In neueren Studien wird geschätzt, dass Risiko Herzerkrankungen um 42 Prozent je 50 g rotem und verarbeitetem Fleisch steigt, die täglich verzehrt werden, für Typ-2-Diabetes steigt das Risiko um 19 Prozent, für Darmkrebs um 18 Prozent. Diese Krankheiten machen 12 Prozent der gesamten Krankheitsfälle aus.

Die Autoren haben für ihre Studie Antworten einer nationalen Umfrage aus den Jahren 2000 und 2001 ausgewertet, um die Höhe des Konsums von unverarbeitetem und verarbeitetem roten und weißen Fleisch abzuschätzen. Um die Folgen für das Klima zu bewerten, wurden die Analysen der Lebenszyklen für 45 Lebensmittelkategorien herangezogen, die in ihrem Nährwert in etwa vergleichbar sind. Obgleich für Kakao am meisten CO2-Emissionen verbraucht werden und auch Kaffee recht hoch liegt, werden für rotes rohes und verarbeietetes Fleisch - am meisten bei Schaf-, gefolgt von Rindfleisch und dann Schweinefleisch deutlich mehr CO2-Emissionen verursacht als für weißes Fleisch.

Im Hinblick auf den Fleischkonsum wurden die Verbraucher nach der Menge des Verzehrs in fünf Gruppen eingeteilt. Die Menschen mit dem höchsten Fleischkonsum essen 2,5 Mal so viel wie die im niedrigsten Fünftel, Vegetarier nicht eingeschlossen. Männer essen, wenig überraschend, mit durchschnittlich 91 g rotes Fleisch fast doppelt so viele wie Frauen mit 54 g. Die Wissenschaftler haben dann ein kontrafaktisches Modell berechnet, nach dem die Zahl der Vegetarier sich geschlechterspezifisch verdoppelt und die Menge des konsumierten roten Fleisches bei den Männern von 91 g auf 53 g und bei den Frauen von 54 g auf 30 g sinkt. Damit würde für die britische Bevölkerung das Risiko für Herzerkrankungen, Diabetes und Darmkrebs zwischen 3 und 12 Prozent sinken, am stärksten für die Vielfleischesser, während durchschnittlich pro Person die CO2-Emissionen um 0,45 Tonnen im Jahr reduziert würden, was für Großbritannien eine Reduktion von 28 Millionen Tonnen CO2 bedeuten würde.

Die Wissenschaftler glauben, durch ihre Berechnungen Menschen eher dazu bringen zu können, den Fleischkonsum zurückzufahren. Sie würden damit nicht nur einen Beitrag zur Bekämpfung der Klimaerwärmung machen, sondern auch ihr individuelles Erkrankungsrisiko senken. So würden fast wie in der Philosophie der Renaissance Mikro- und Makrokosmos harmonisch ineinandergreifen und sich gegenseitig bedingen. Aber das dürfte die Fleischliebhaber wenig animieren, die ja auch kaum stört, unter welchen Bedingungen die Tiere gezüchtet und geschlachtet werden.