Panik bei Kleinanlegern der spanischen Bankia-Bank

Die Aktien haben erneut fast 27 Prozent des Werts verloren und Kleinanlegern droht der Totalverlust

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Die Aktien der spanischen Großbank Bankia sind zum Jahresende erneut erneut abgestürzt. Nachdem sie am Donnerstag fast 20 Prozent ihres Werts verloren, sind sie am Freitag zeitweise um fast 27 Prozent in den Keller gegangen. Da sie längst zum Penny-Stock verkommen ist - derzeit wird sie für nur gut 40 Cent gehandelt - wurde an der Börse in Madrid entschieden, die Aktie zum Jahresanfang nicht mehr zum Leitindex Ibex 35 zu führen.

Ein ähnlicher Absturz war auch bei der ebenfalls verstaatlichten Banco de Valencia Banist eine Anleger-Panik geschuldet, denen ein Totalverlust droht. Der staatliche Rettungsfonds (Frob) hatte mitgeteilt, die Bank, die 2010 aus der Fusion von sieben abstürzenden Sparkassen entstand, weniger als nichts wert sei.

Neue ESM-Milliarden

Festgestellt wurde, nachdem im Lauf des Jahres die aufgehübschten Bilanzen aufgetaucht waren, ein negativer Firmenwert von 4,15 Milliarden Euro. Die Muttergesellschaft BFA soll sogar einen Negativwert von minus 10,4 Milliarden Euro notieren. Die Bank hat am Freitag eine Kapitalspritze von fast 13,5 Milliarden Euro aus dem europäischen Rettungsfonds (ESM) erhalten, um die Bilanz zu reparieren.

Die neuen ESM-Milliarden kommen zu den 4,5 Milliarden Euro hinzu, die schon im September aus Rettungsfonds über den Frob an die Bank flossen. Insgesamt fließen zunächst 39,5 Milliarden aus dem ESM an verstaatlichte spanische Geldhäuser.

Teuer für Steuerzahler und Anleger

Diese Entwicklung bei Bankia bestätigt Kritiker der Finanzmarktreformen, die sehr teuer für die Steuerzahler und die Anleger werden, darunter auch viele Kleinanleger, die sich zum Kauf von Aktien hinreißen ließen. Sogar die in Bankia vertretenen Gewerkschaften hatten noch 2012 zur Stützung der Bank zum Aktienkauf aufgerufen. Zum Teil wurden Kleinanlegern von Bankia und anderen Banken aber sogar betrügerisch nachrangige Anleihen aufgeschwatzt, wie verschiedene Gerichte in Urteilen festgestellt haben.

Die "preferentes" (Hybridanleihen) waren nie für einfache Sparer gedacht, die nun einen massiven Abschlag hinnehmen sollen. Sie wurden über die massiven Risiken nie aufgeklärt und haben sie meist im Glauben gekauft, ihr Geld fest verzinst angelegt zu haben. Beworben wurden die Papiere oft sogar damit, das Geld sei stets "sofort verfügbar". Dabei stand im Kleingedruckten, dass es erst 2050 oder später zurückgezahlt werden sollte.

Während viele der 300.000 Anleger, welche die undurchschaubaren Anleihen gekauft haben, noch hoffen können, auf dem Rechtsweg an ihr Geld zu kommen, stehen Kleinaktionäre bei Bankia nun vor einem Totalverlust. Wer 2011 die Aktien für mindestens 1.000 Euro beim Börsengang mit einem Ausgabepreis von 3,75 Euro gekauft oder im Vergleich Hybridanleihen gegen Aktien getauscht hat, hat schon den Großteil verloren. Doch es wird noch schlimmer kommen. "Die Aktionäre werden die Ersten sein, die Verluste verkraften müssen", ließ der Frob verlauten, weil angeblich die Kosten für die Steuerzahler gemindert werden sollen.

Panische Verkäufe; Verluste für die Steuerzahler

Der spanische Staat besitzt schon 100 Prozent der Anteile an der Muttergesellschaft BFA, womit er Bankia zu 48 Prozent kontrolliert. Da Bankia nun Zwangswandelanleihen begibt, die von der BFA gezeichnet werden, steigt die Staatsbeteiligung. Es folgt eine Kapitalherabsetzung, die zu einer Wandlung der Anleihen in Bankia-Stammaktien führt. Durch die Rekapitalisierung über die Milliardenspritze werden die Anteile der Minderheitenaktionäre massiv verwässert. Das führte zu panischen Verkäufen. Insider berichten, dass die Aktien in Zukunft nur noch einen "symbolischen Wert" haben werden.

Ob mit der neuesten Kapitalspritze eine stabile Bank entsteht oder sie ein Fass ohne Boden bleibt, ist umstritten. Dass sich BFA Bankia massiv in der Immobilienblase verspekuliert hat, zeigt sich auch daran, dass sie gut 23 Milliarden Euro in die neu geschaffene "Bad Bank" auslagern musste, wo neue Verluste für Steuerzahler drohen.

In Spanien fragt man sich, ob die viertgrößte Bank abgewickelt werden muss. Dieses Schicksal ereilte nach Milliardenspritzen auch die irische Anglo Irish Bank, die für teure 35 Milliarden Euro abgewickelt wird. Sie war maßgeblich für die Finanzkrise in Irland mitverantwortlich, was dazu führte, dass Irland unter den Rettungsschirm gehen musste. Spanien hat zur Bankenrettung schon einen Hilfsantrag gestellt und es wird davon ausgegangen, dass im neuen Jahr ein umfassenderer Antrag folgt.

Die Opposition fordert Aufklärung, doch die Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy hat bisher eine Untersuchungskommission mit ihrer absoluten Mehrheit verhindert. Die Sozialisten fragen, wie es möglich war, dass Bankia Bank in zwei Jahren ihr Kapital aufgezehrt und Verluste in einer Höhe von 17 Milliarden Euro machen konnte. Vielleicht bringen aber die Gerichte Licht in die Angelegenheit. Die Bankia-Chefs werden derzeit vor dem Nationalen Gerichtshof vernommen. Vor Weihnachten wurde auch der Ex-Chef der Bank wegen Betrugs, Veruntreuung, Kontenfälschung und Preismanipulation befragt. Rodrigo Rato war bis 2004 Finanzminister der PP-Regierung.