Die Website von Visa wird nun von Hacktivisten lahm gelegt

Der Vizepräsident von PayPal machte deutlich, dass das US-Außenministerium Druck ausgeübt hat, Zahlungen an WikiLeaks zu unterbinden.

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MasterCard kann wieder aufatmen, die Hacktivisten von Operation Payback haben ihren virtuellen Protest gegen die Blockade von Spenden an WikiLeaks nun gegen Visa gerichtet. Seit gestern Abend ist die Website von Visa nicht mehr erreichbar. Die Hacktvisten berichten auf Twitter von ihrem Erfolg: "Hackers Take Down Visa.com in the Name of Wikileaks".

Nach der PostFinance, der Bank der schweizerischen Post, hatten die Aktivisten der Anonymous-Gruppe vorübergehend auch die Website von MasterCard und der schwedischen Staatsanwaltschaft mit DDos-Angriffen lahmgelegt. Die betroffenen Institutionen werden die vorübergehende Blockade verschmerzen können, sollten die Hacktivisten sich aber auch der Website von Amazon gerade in der Vorweihnachtszeit zuwenden und diese für einige Zeit lahmlegen können, dann könnte dies teuer werden. Amazon hat auf Druck von US-Politikern die Inhalte von WikiLeaks Anfang Dezember nicht mehr gehostet.

Allerdings könnte nun auch Facebook - spöttisch "failbook" genannt - ins Visier der Hacktivisten rücken, nachdem das soziale Netzwerke die Facebook-Seite http://www.facebook.com/pages/Operation-Payback/159087537452278 gelöscht hat, weil die Nutzungsbedingungen verletzt worden seien. Fragt sich, wie lange die Anonymous, die dafür eintreten, dass das Internet ein "freier und offener Platz" bleiben soll, noch ihren Twitter-Account besitzen werden.

Der Guardian hat mit einem Mitglied der Gruppe, der sich "Coldblood" nennt gesprochen. Angeblich soll die Gruppe tausend lose Mitglieder haben, die eine Kraft des "chaotisch Guten" sein wollen. Die Gruppe kämpft schon länger gegen Organisationen, die sich für Urheberrechtsgesetze stark machen, aber auch gegen Scientology. Man ist dagegen, dass Unternehmen oder Regierungen in das Internet eingreifen, vor allem ist man gegen Zensur, wie sie nun gegen WikiLeaks ausgeübt werde. Wenn man jetzt WikiLeaks ohne Kampf fallen lasse, so Coldblood, dann würden Regierungen glauben, sie könnten unliebsame Websites beliebig vom Netz nehmen.

Dass amerikanische Politiker und die US-Regierung massiv Druck auf amerikanische und ausländische Unternehmen und wohl auch auf andere Regierungen ausüben, um WikiLeaks möglichst auf dem kalten Weg finanziellen Einschnürung auszuschalten, bestätigt auch ein Bericht der BBC. Nach dem PayPal-Vizepräsidenten, der auch noch Osama Bedier heißt, hat der Online-Zahlungsservice die Möglichkeit unterbunden, Zahlungen an WikiLeaks zu tätigen, weil das US-Außenministerium dies gefordert hatte. Er sagte gestern während einer Konferenz in Paris:

"State Dept told us these were illegal activities. It was straightforward. We first comply with regulations around the world making sure that we protect our brand. And as a result our policy group had to make the decision of suspending their account. It's honestly, just pretty straightforward from our perspective and there's not much more to it than that"