Weitere Brandsätze der "Bahnchef-Mehdorn-Bande" entdeckt

Die "Entschleuniger" wollen Berlin in einen "Pausenmodus" versetzen

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Neoprimitive, denen das städtische Leben zu schnell geht, gibt es schon länger. In der Vergangenheit tobten sie sich meistens als Kulturpessimisten in den Feuilletons aus oder gründeten Sekten, mit denen sie auf dem Land lebten. Mittlerweile existieren aber auch Gruppen, die ihre Vorstellungen anderen mit Gewalt aufdrängen wollen und die dazu Anschläge verüben.

Im Mai benannte sich eine solche Gruppe nach einem isländischen Vulkan "Das Grollen des Eyjafjallajökull". Möglicherweise mit dieser Gruppe von Brandstiftern identisch, möglicherweise aber auch nur von ihr inspiriert, ist eine namens "Hekla-Empfangskommitee", die sich gestern zu sieben Brandsätzen bekannte, die an Zufahrtstunnels zum Berliner Hauptbahnhof gefunden wurden. Obwohl sie vor ihrer Zündung beseitigt werden konnten, kam es zu erheblichem Unmut unter Berlinern, die teilweise eineinhalb Stunden mit sinnloser Warterei verbringen mussten, was die "Entschleunigungsterroristen" auf Indymedia als "Pausenmodus" lobten. In Brandenburg zündete ein Brandsatz an einem Kabelschacht und führte zu Sachschäden und einer Sperrung der ICE-Strecke Berlin-Hamburg.

Auch heute wurden nördlich des Hauptbahnhofs und an einer S-Bahnstrecke im Südosten Berlins Behälter mit brennbarer Flüssigkeit gefunden, die Polizeiangaben zufolge der Machart der gestrigen entsprechen. Und auch diesmal mussten deswegen Züge umgeleitet und ein Tunnel gesperrt werden. Damit setzen die Brandstifter das fort, was die Deutsche Bahn AG seit Jahren mit der Berliner S-Bahn vormacht: Für möglichst viel Stillstand sorgen. Besser als "Hekla" oder "Eyjafjallajökull" - so finden manche Berliner - würde für die Gruppe deshalb der Name "Bahnchef-Mehdorn-Bande" passen.